Das schon ältere Canon EOS M Basismodell (2013) bietet sich als ein preiswerter Einsteig für HD-Video an. Dieses erste EOS M Modell ist als Gehäuse für rund 100 bis 150 Euro gebraucht zu haben, bietet solide Technik und gute Bedienung. Zum Einstieg bietet sich neben der Software Magic Lantern ein einfaches, manuelles Objektiv mit einem preiswerten Objektiv-Adapter an. Damit kommt man in den Genuss einer sehr feinfühligen manuellen Fokus-Einstellung und kann Fokus-Peaking und Zebra nutzen. Die Bedienung über den Touchscreen ist komfortabel und die Lupen-Einstellung für das Display ermöglicht ebenso wie der Mikrofonanschluss und manuelle Video-Einstellungen professionelles Arbeiten. Empfiehlt sich dieser Einstieg mit einem älteren EOS M Modell auch für Neulinge? Unbedingt: Die folgenden Vorteile kann jeder nutzen. Sie erleichtern Videoaufnahmen und Handhabung.
Canon EOS M und die Wechselobjektive
Kritisiert wird heute wie in den Anfangszeiten, es gebe nicht ausreichend Objektive für die M-Reihe. Tatsächlich ist die Anzahl spezieller EF-M Objektive überschaubar. Dafür sind die Voraussetzungen gut, um manuelle Objektive zu nutzen. Und das ist vor allem für Videoaufnahmen durchaus empfehlenswert. Ältere Objektive mit hoher Lichtstärke und bester Qualität, sogenannte Prime-Objektive, lassen mittels preiswerter Adapter an die kleine EOS M anschließen. Siehe auch „manuellen Objektive an modernen Kameras”.
Die einfachste Methode dafür ist der von Canon selbst angebotene Canon Mount Adapter EF-EOS M. Er verbindet alle EF- und EF-S-Objektive mit der kleineren EOS M. Erhalten bleiben dabei meistens die Autofokusfunktion und die Blendensteuerung. Wem der 100 € teure Original-Adapter zu teuer ist, der findet von anderen Herstellen gleichwertige, preisgünstigere Modelle. Das beliebte Pancake-Objektiv für EOS M Kameras, das EF-M 22mm F2.0 ist damit also ein gutes “Normalobjektiv“.
In Brennweitenbereiche von 20 mm und darunter bei älteren manuellen Objektiven vorzudringen ist schwierig. Zur Zeit der analogen DSLR-Kameras waren das eher Spezialobjektive und damit waren sie auch relativ selten und teuer. Das originale Objektiv sollte etwa 12 mm Brennweite haben. Das gibt es zwar heute kaum für 50 bis 100 € gebraucht, wie die meisten anderen analogen Objektive. Aber es gibt dafür neue Angebote.
Manuelle Objektive sind auch neu erhältlich
Wer beim Filmen mit älteren manuellen Objektiven auf den Geschmack gekommen ist, der findet übrigens auch halbwegs preiswerte neue Objektive. Die Linsen der Rokinon-Serie gelten als ideal für manuelle Fotos und Videoaufnahmen. Das Rokinon 12mm F2.0 ergibt an der EOS M eine Brennweite von rund 20 mm und kostet etwa 300 €. Diese Objektive gibt es oft annähernd baugleich unter verschiedenen Herstellerbezeichnungen wie Rokinon, Samyang oder Walimex zu kaufen.
Speedbooster für EOS M
Mit dem Viltrox EF-EOS M2 Objektiv-Adapter gibt es sogar einen Speed Booster, der die Verwendung dieser Objektive besonders attraktiv macht. Dieser Adapter kompensiert fast vollständig die Brennweiten-Verlängerung. Die Fokusreduzierung von 0,71 wird durch die Verlängerung des Adapters von 1,6 fast wieder aufgehoben, so dass man in etwa die auf dem Objektiv angegebene Normalbrennweite erhält.
Zur Erklärung: Die klassischen DSLR-Objektive für gr0ße Sensoren weisen an den kleineren APS-C-Sensoren der EOS M Reihe nämlich normalerweise einen Verlängerungsfaktor von 1,6 auf. Das bedeutet, aus einem Standardobjektiv mit 50 mm Brennweite wird so normalerweise an einer APS-C-Kamera ein 80-mm-Objektiv – oder mit dem Viltrox-Adapter eben wieder ein 50-mm-Objektiv.
Die sonst übliche Brennweiten-Verlängerung kann auch reizvoll sein, weil man eine Tele-Wirkung erhält. In der Praxis gehen einem aber mit den Standard-Brennweiten älterer Objektive die Weitwinkelbereiche verloren. Ein 20 mm Objektiv, das ja eigentlich als ziemlich weitwinkelig gilt, wird mit dieser Verlängerung zum 32 mm Objektiv.
Ähnlich wie die fast 800 Euro teuren Speedbooster Adapter von Metabones vergrößert der ungleich billigere Viltrox auch die Blendenöffnung der Objektive. Aus dem obigen Beispiel mit dem 1,8 50 mm Objektiv wird damit ein 1,2 50 mm Objektiv. Damit kann man auch ein schönes Bokeh bei offener Blende erzielen. (Funktioniert wohl nicht immer mit EF-S Objektiven!)
C-Mount: Klein, Billig, Lichtstark
Und noch eine Variante gibt es bei den preiswerten Objektiven für die Canon EOS M. Es sind die noch kleineren, recht billigen Wechselobjektive für Überwachungskameras mit einem C-Mount. Mitsamt dem passenden Adapter ist man hier mit einem Objektiv 1,6 35 mm schon ab 30 Euro dabei. Die Qualität ist mit den oben genannten Beispielen nicht vergleichbar. Die Ränder sind oft eher unscharf, außerdem funktionieren die Linsen nur im manuellen Modus. Dennoch gibt es einige überzeugende Beispiele für gute Aufnahmen auch mit diesen Objektiven auf Youtube.
Magic Lantern
Magic Lantern ist eine Software, die das Betriebssystem der Canon erweitert oder ersetzt. Es ist für viele Canon-Modelle erhältlich, es gibt ausführliche Anleitungen zur Installation. Und auch gründliche Aufklärung über die Risiken. Man sollte sich also damit auseinandersetzen. Dafür erhält man professionelle Werkzeuge zum Filmen und Fotografieren wie Zebra, Fokus-Peaking, RAW-Videos oder Videoaufnahmen mit 2,5 K. Auch eine Einstellung des 3×3 Crop ist eher etwas für Video-Experten, verbessert aber die Filmqualität.
So ein Hack der Betriebs-Software ist nicht jedermanns Sache. Ich habe das an einer älteren DSLR vorgenommen und gute Erfahrungen damit gemacht. Das Risiko bei einer Kamera, die man heute gebraucht für rund 150 € bekommt, ist andererseits auch relativ überschaubar.
Manuelle Einstellungen, Touch Display, Audio
Noch heute ärgern sich viele Fotografen, dass ihre modernen Kameras kein Touch-Display haben oder keinen Mikrofon-Anschluss. Das etwas in die Jahre gekommene EOS M Basis-Modell war seiner Zeit voraus. Die Bedienung erfolgt recht einfach sowohl über das übersichtliche Menü mit Knöpfen als auch über den Touchscreen.
Manuelle Einstellungen sind möglich, sie lassen sich in der Qualität schon am Display beurteilen. Sogar die Aufnahmepegel eines externen Mikrofons, für das es ebenfalls einen Anschluss gibt, lassen sich hier kontrollieren.
Zubehör
Mit einem L-Bracket oder sogar einem Cage lässt sich die Handhabung beim Filmen weiter verbessern, ohne allzu große Kosten. ND-Fader, die bei Videoaufnahmen für ein schönes Bokeh sorgen oder die Belichtungszeit nach der 180-Grad-Regel, sind ebenfalls preiswert zu haben: Denn die meisten Linsen haben einen geringen Frontdurchmesser. Und man muss aus naheliegenden Gründen nicht die ND-Fader mit der allerbesten Qualität und dem höchsten Preis kaufen.
Wer nach den ersten Tests seiner EOS M schon angetan ist, der kann auch den Kauf eines preiswerten Gimbals überlegen. Auch mit Objektiven liegt das Gewicht der EOS M im unteren Bereich, so dass die jeweils kleinsten Modelle ausreichend sein müssten für gute Ergebnisse. Das Zhiyun Crane M2 kommt mit dem Gewicht der EOS M gut zurecht. Und ein Stück weit ersetzt ein Gimbal sowohl das Stativ als auch die Bildstabilierung.
Auch Akkus gehören hier in die Kategorie preiswertes Zubehör. Anders als bei meiner neuen Canon EOS M6 muss man hier nicht den teuren Original-Akku für 70 Euro kaufen. Statt dessen bekommt man Produkte von Fremdherstellern, die problemlos funktionieren für wenig Geld (hier zB zwei Akkus plus Ladegerät für rund 30 €).
Mein Fazit
Wer eine Canon DSLR besitzt und einige Objektive, der sollte sich die Anschaffung eines älteren EOS M Modells überlegen. Als Zweitkamera leistet sie gute Dienste, hat durchaus etliche professionelle Features und belastet die Kasse nicht besonders. Auch wer keine Canon DSLR besitzt hat für wenig Geld einen reellen Gegenwert. Und eine Kamera, die viel Spass am Videofilmen verspricht. Vergleichbare Leistungen sind mit neueren Kameras erst in einer viel höheren Preisklasse erhältlich.