Ein schönes Bokeh macht viele Bilder schöner (aber natürlich lange nicht alle). Und manchmal wünscht man sich ja für seine Bilder gerade das, was man mit normalen Mitteln nicht erreicht. Bokeh ohne Vollformat ist möglich. Das Bokeh, dieser schöne, ausgeprägte Unschärfebereich, der das Hauptmotiv besonders hervorhebt, ist mit den Standardmitteln nicht so leicht erreichbar. Hier ein paar Tipps, wie es trotzdem klappen kann – ohne teuere Objektive und Vollformatkameras.
Bokeh entsteht durch eine geringe Tiefenschärfe bei der Aufnahme. Scharf abgebildet wird beispielsweise nur ein Bereich von wenigen Zentimetern. Wenn Du zum Beispiel von einer Person etwa einen Meter entfernt bist, dann sollte das Gesicht der Person, die Du porträtierst, von der Nasenspitze bis zu den Ohrläppchen scharf sein. Das ist vielleicht ein Bereich von 10 bis 15 cm. Damit ist das Gesicht ‘freigestellt’, also vom Hintergrund, der nur noch verschwommen erkennbar ist, herausgelöst.
Das gleiche gilt natürlich für Produkte, die Du fotografieren möchtest. Und ein paar Gesetzmäßigkeiten sorgen dafür, dass das nicht immer klappt. Dieser Unschärfebereich ist umso weniger ausgeprägt,
- je kleiner der Sensor Deiner Kamera ist
- je hoher der niedrigste Blendenwert Deines Objektivs
- je weitwinkliger Dein Objektiv ist.
Dummerweise kommen diese drei wichtigsten Faktoren bei allen preiswerten Standardlösungen vor. Bokeh ohne Vollformat ist also nicht selbstverständlich. Ein Smartphone hat einen sehr kleinen Sensor und ein weitwinkliges Objektiv. Deine Kompaktkamera hat eine kleine Blendenöffnung, ebenso Dein Standard-Zoomobjektiv. Hier ist, was Du tun kannst.
Gehe näher dran
Einfache Kameras und Standardobjektive wie die Canon EOS M6 mit dem 15-45mm sind ebenso wie Smartphones eher auf einfache Aufnahmen ausgelegt. Die Benutzer sollen von Anfang an Erfolgserlebnisse haben und damit sind besonders auch scharfe Aufnahmen gemeint. In Standardsituationen ist schon ab einer geringen Entfernung möglichst alles scharf. Das erspart Enttäuschungen.
Die einzige Chance für ein Bokeh ohne Vollformat ist oft, näher dran zu gehen. Während bei großen Entfernungen der Unschärfebereich schon fast verschwunden ist, kommt er bei kurzen Entfernungseinstellungen besser zum Tragen.
Das ist übrigens auch die beste Methode, wenn Du mit einem Smartphone wie dem iPhone 11 fotografierst. In der Regel lässt hier der Blendenwert nicht verändern, auch eine Tele-Einstellung ist meist nicht möglich. Deswegen zeigen die folgenden Tipps 2 und 3 leider keine Wirkung.
Nutze die Tele-Einstellung
Die Chancen sind gut, dass Du ein Standardzoom hast, dass Du zusammen mit Deiner Kamera erworben hast. Oder Du besitzt vielleicht eine Kompaktkamera mit eingebautem Zoom. Während bei weitwinkligen Objektiven die Tendenz dahin geht, fast alles scharf abzubilden, sind bei Tele-Einstellungen eher Unschärfebereich möglich. Einzige Crux: Standardzooms haben keine große Blendenöffnung, fangen also gerne bei Blende 4.0 oder 5.6 an. Und wenn Du in die Tele-Einstellung gehst, wird weiter abgeblendet.
Dann hilft für Bokeh ohne Vollformat entweder ein Stativ, mit dem Du die Kamera bei längeren Belichtungszeiten stabilisieren kannst. Oder Du wählst einen höheren ISO-Wert (oder die Kamera macht das automatisch für Dich).
Der höhere ISO-Wert ist die schlechtere Lösung, verursacht Bildrauschen und lässt Dein Foot unschärfer wirken. Besser ist also das Stativ oder eine Auflage für die Kamera, die Du nutzen kannst.
Verwende einen Graufilter
Fotografen lieben gutes Wetter und schönes Licht. Je nach Kamera bremst Dich hier aber vielleicht Deine Kamera aus. Sie blendet ab und bei höheren Blendenwerten ist kaum ein schönes Bokeh möglich. Hier hilft das manuelle Einstellen von Zeit, Blende und ISO-Werten oder eine Belichtungskorrektur.
Oder Du machst für Bokeh ohne Vollformat etwas, was Du als Fotograf sonst tunlichst vermeiden möchtest: Du sorgst für weniger Licht. Ein Graufilter, noch besser ein stufenloser ND-Fader, nimmt so viel Licht weg, dass Du die Blende weiter öffnen kannst. Oder Die Automatik Deiner Kamera macht das für Dich.
Fazit
So ausgeprägt wie bei einer Vollformatkamera wird Dein Bokeh mit diesen Tipps nicht in allen Fällen. Aber Du hast damit etwas mehr Spielraum und Gestaltungsmöglichkeiten.