Das Instagram Bildformat 9:16 wird derzeit unter Fotografen auf Instagram heiß diskutiert. Grund ist ein neues Video des Instagram CEO Adam Mosseri. Darin kündigt er an, dass man jetzt das Format 9:16 auch für Fotos prüfe. Bislang kann vor allem das Format 4:5 ‘raumfüllend’ – also ohne schwarze Balken – im Feed angezeigt werden. Und die Tatsache, dass man das jetzt intensiv testen wolle lässt erahnen, dass die Überlegungen dafür schon ziemlich weit fortgeschritten sind und dieses Feature ziemlich wahrscheinlich realisiert werden wird. Was bedeutet das für Fotografen und vor allem für Landschaftsfotografen, die die meisten Aufnahmen ja noch immer im Querformat aufnehmen?
Nüchtern betrachtet wirkt die Ankündigung eines solchen Test des Hochformats auch für Bilder zunächst unverbindlich. Aber die Hinwendung von Instagram zu den Eigenschaften und Merkmalen, die TikTok erfolgreich gemacht haben, lässt schon ahnen, dass man es damit ernst meint. Und tatsächlich war die Einführung der Hochformat-Videos, der Reels ja eine ziemlich genau Kopie der TikTok Videos und wurde von Instagram ziemlich gepushed – sprich: Die entsprechenden Beiträge wurden mit mehr Reichweite belohnt. Tatsächlich würden sich Fotos in diesem Instagram Bildformat 9:16 auch besser in einen Feed einfügen, der von Videos im gleichen Format stark beeinflusst wird.
Der Foto-Workflow
Fotografen und speziell Landschaftsfotografen bevorzugen nach meiner Einschätzung noch immer die Darstellung im Querformat. Auch, weil das unserer normalen Sehweise entspricht. Gegenüber dem Format 4:5 würde sich mit einem Instagram Bildformat 9:16 erst einmal gar nicht so viel ändern. Den Ausschnitt in Lightroom (hier ist der Lightroom Workflow beschrieben) vorzunehmen ist das gleiche Vorgehen: Format auswählen, dann die Ausrichtung vom voreingestellten Quer- ins Format ändern. Den Ausschnitt anpassen – das wars.
Fast alle digitalen Bilder, von Kameras und Smartphones und selbst Ausschnitte oder Standbilder von 4K-Videos geben das her. Die vorgesehene Größe ist bislang auch für Reels schon 1080 x 1920 Pixel. Und das ist auch mit kleineren Daten und Kameras mit geringerer Auflösung machbar.
Die Aufnahmesituation
Tatsache ist aber auch, dass diese Praxis von kleinen Ausschnitten aus einem großen Bild einige Vorteile bietet. Zum Beispiel kann man in der Nachbearbeitung den Ausschnitt verschieben und muss sich bei der Aufnahme noch gar nicht so genau festlegen. Aber die Ausschnitte bringen auch Nachteile mit sich. Denn gegenüber einer Aufnahme, die schon als Hochformat konzipiert wurde, fehlen oben und unten einfach Bildinhalte. Und in vielen Fällen hätte man bei einem Hochformat vielleicht auch einfach eine andere Perspektive oder einen anderen Standort gesucht für die ideale Darstellung.
Mosseri spricht in diesem Zusammenhang vom Prinzip ‘mobile first’. Das aber spielte nach meinem Empfinden für Landschaftsfotografie bislang keine Rolle. Er meint wohl auch, dass das Instagram Bildformat 9:16 – eine auf dem Smartphone-Bildschirm formatfüllende Darstellung – viel beeindruckender sei. Für mich ist die klassische Darstellung eines Bildes nicht automatisch ein schmales Hochformat – erst recht nicht bei Landschaftsbildern. Aber ich muss zugeben, das Argument die komplette Bildschirmfläche mit seinem Bild zu füllen, hat seinen Reiz.
Da die Sozialen Medien für fast alle Fotografen eine wichtige Rolle spielen, könnte diese Änderung zu einem Instagram Bildformat 9:16 auch die Arbeit vieler Fotografen beeinflussen. Anstelle der bisherigen ‘Ausschnitt-Technik’ könnte das bedeuten, dass viele Fotos gleich im Hochformat aufgenommen werden. Für die Verwendung auf Instagram scheint das Vorteile zu bringen. Was mir wenig wahrscheinlich erscheint ist, dass Fotografen künftig generell vorwiegend Hochformataufnahmen nutzen. Dazu müsste man sich schon sehr speziell auf Instagram festlegen. Und für Landschaftsfotografen erscheint mir das wenig ratsam.
Was tun?
Ich zumindest behalte schon seit längerem im Hinterkopf, dass Hochformat eine immer wichtigere Rolle spielt. Bei den meisten Aufnahmen, beruflich und privat, spielt das nur selten eine Rolle. Aber ich prüfe immer öfter einzelne Motive daraufhin, wie sie sich im Hochformat machen. In früheren Zeiten machte das für die meisten Fotografen wenig Sinn – wenn man nicht gerade geschielt hatte, dass dieses Motiv einmal als ganzseitiges Magazinfoto erscheinen könnte 😉
Ich betrachte es als Seh-Schule und Fingerübung, das Hochformat künftig für Fotos, für Landschaftsfotos und sogar auch Videoaufnahmen einzubeziehen. Das wird keine 100-Prozent-Lösung sein. Ich muss nicht von jedem Motiv auch ein Hochformat besitzen und werde auch weiterhin in vielen Fällen die ‘Ausschnitt-Methode’ nutzen.
Das Instagram Raster – Feed und Grid
Dass die Aufnahmen im Verhältnis 9:16 im Foto-Feed beeindruckender sein können ist unbestritten. Das hängt zwar auch vom Motiv ab, aber mehr Platz für das eigene Bild auf dem Smartphone des Instagram-Nutzers scheint ja eine gute Sache. Etwas anders sieht das, wenn man sich das Grid, das Raster betrachtet. Das zeigte bislang automatisch erzeugte quadratische Ausschnitte der Bilder. Hier würde eine Ausschnitt-Lösung höchst unbefriedigend wirken, wenn tatsächlich einmal die Mehrzahl der Bilder im Format 9:16 vorliegt.
Zu vermuten ist, dass dann auch das Grid – ähnlich wie bei der Übersicht der eigenen Reels – auf das neue Format umgestellt wird. All diejenigen, die dann noch die Formate 4:5, 1:1 oder gar Querformate nutzen, wären dann ziemlich aufgeschmissen. Die kleinen Ansichten ihrer Bilder würden dann wohl ziemlich untergehen.
Dass man sich auch mit einem ganz bunten Format-Mix anfreunden kann, zeigen die Benutzer der Instagram-Konkurrenz Vero: Dort gibt es alle Formate (und übrigens auch viel mehr andere Inhalte). Und keinen Algorithmus, der einem bestimmte Dinge nahelegt.