Porträtfotos sind nur eine Art von Bildern, die man für die eigene Website braucht. In meinen Augen sind es die wichtigsten Bilder. Nach meiner Erfahrung ist eine der Hauptaufgaben der eigenen Website, Vertrauen aufzubauen. Dazu muss eine Darstellung authentisch sein. Natürlich kennen ich als Fotograf auch die Scheu vieler Menschen, für ein Bild zu posieren, sich in Szene zu setzen. Aber ich denke, das basiert auf dem wirklich gravierenden Irrtum, bei diesen Bildern gehe es um ein ‘perfektes’ Bild oder eine Art Schönheitswettbewerb. Warum das nicht so ist und wie man zu einer ansprechenden – zwingend notwendigen – Selbstdarstellung auf der eigenen Website kommt, das erfährst Du hier.
Woher die grandiose Fehleinschätzung kommt, wenn es um Bilder der eigenen Person kommt, kann ich noch immer nicht genau sagen. Auch wenn man schon 100 Menschen fotografiert hat und mindestens 50 mal dabei gehört hat: „Ich bin nicht fotogen“ erschließt sich das nicht. Wahrscheinlich hängt das auch daran, dass Bilder für die Werbung eine ganz eigene Rolle spielen – und wir wissen, dass sie nicht immer viel mit der Realität zu tun haben.
Die häufige Schlussfolgerung lautet: Solche Bilder müssen perfekt sein. Und wenn mein Bild nicht besser / schöner ist, das meines Mitbewerbers, ergibt das alles keinen Sinn. Denselben Leuten zaubert es ein Lächeln ins Gesicht, wenn sie auf der Website eines Autohauses, eines Handwerkers, eines Versicherungsvertreters eine vertrautes Gesicht erkennen: „Den kenne ich, das ist ein Netter“. Und wenn sie dort niemanden wieder erkennen, dann hilft ihnen ein Bild zumindest, Vertrauen aufzubauen: Dort arbeiten echte Menschen. Und die sehen auch noch freundlich und vertrauenswürdig aus. Ist es nicht viel ‘verdächtiger’ aus, wenn jemand sein Gesicht nicht zeigen will?
Hürden beim Selbstporträt
Damit man freundlich und vertrauenswürdig rüberkommt, muss man nicht viel machen. Der Besuch im Fotostudio ist meistens nicht notwendig. Hilfreich ist es, von jemandem fotografiert zu werden, der sich damit auskennt. Der weiß, welche Posen und welche Darstellungen ‘echt’ wirken und welche Details vielleicht als störend empfunden werden.
Aber sowohl technisch als auch von der Gestaltung her sind die Anforderungen an aussagekräftige Porträts nicht so wahnsinnig hoch. Wenn ich Menschen professionell für einen Artikel oder die die eigene Website fotografieren, wähle ich in der Regel drei Motive.
Das Arbeitsporträt
Ich halte die Meisten menschen zuallererst dabei fest, wie sie von Kunden und Besuchern gesehen werden. Das hat als positiven Nebeneffekt nicht nur die Wiedererkennung, wenn man mal im ‘richtigen’ Leben miteinander zu tun hat. Für mich als Fotograf ist es auch hilfreich, wenn sich die Fotografierten in ihrer natürlichen Umgebung und bei dem, was sie tun sicher fühlen. Das bedeutet nicht, dass ich nicht ins Bild eingreife, die Umgebung vielleicht anders arrangiere oder meinem ‘Model’ konkrete Hilfestellung gebe – im Gegenteil. Die meisten sind auch beruhigt, wenn der Mensch hinter der Kamera ganz offensichtlich weiß, was er tut, und ins Geschehen eingreift.
Das Umgebungs-Porträt
Auch hier gibt es einen klaren Heimvorteil der Porträtierten an ihrem Arbeitsplatz: In ihrer Werkstatt, im Büro, im Weinkeller kann man sich meistens auch dann ganz entspannt fotografieren lassen, wenn man mal nicht arbeitet. Und wenn man sich statt dessen darauf konzentriert, wie man sitzt, steht oder in die Kamera schaut. Wichtig ist, dass man diese Umgebung immer auch aus verschiedenen Perspektiven, in unterschiedlichen Ansichten zeigt. Denn oftmals kommt erst später beim Betrachten der Bilder auch heraus, wenn sich jemand mit einer bestimmten Ansicht unwohl fühlt oder nicht wirklich gut getroffen.
Das Kopffoto
Ging es bei den ersten beiden Varianten noch mit etwas Abstand zur Sache oder es spielte zumindest die Umgebung auch eine wichtige Rolle, so geht es jetzt ans Eingemachte. Wenn einem jemand mit der Kamera auf die Pelle rückt – und das kann ja mit längeren Brennweiten auch bei größeren Abständen passieren – dann werden wir oftmals nervös. Denn wir ahnen, dass man jetzt jede Pore und jede Falte erkennen kann. Klar, auf die Reste vom Salatblatt zwischen den Zähnen wird uns der Fotograf noch rechtzeitig hinweisen. Aber besteht jetzt nicht besonders die Gefahr, dass wir ‘alt’ aussehen oder vielleicht einfach nicht so attraktiv, wie wir es gerne hätten?
Hier hilft nur, möglichst abwechslungsreich zu arbeiten. Denn natürlich wird es am Ende ein Favoritenbild geben. Wo das Licht stimmt, wo die richtige Seite gezeigt wird, wo man entspannt wirkt, freundlich – oder eben einfach so, wie man sich selbst gerne sieht. Nach meiner Erfahrung sind diese abschließenden Bewertungen des wohl persönlichsten Porträtfotos meistens erstaunlich ehrlich: „Ja, das sieht schon toll aus, wie ich die frei herauslache. Aber so bin ich eigentlich gar nicht.” Bei den meisten Menschen ist der Wunsch, auf Bildern gut herauszukommen, nicht so groß, als dass sie sich anders darstellen wollten, als sie sind.
Der Weg zum eigenen Bild
Erfreulicherweise braucht es die große Technik meistens nicht, um im Bild gut da zu stehen. Natürliches Licht wirkt meistens am besten. Große Leuchten oder gar Blitzanlagen sind für Laien schwer zu bedienen und die braucht es in den meisten Fällen auch nicht. Ein anderes Utensil, das für diesen Zweck verzichtbar ist: ein Hintergrund. Die natürliche Umgebung wirkt meistens am besten und ist am wirkungsvollsten.
Das einzige Problem ist, dass wir uns alle zu sehr an Dinge gewöhnt haben in unserer Umgebung, die im Gesamtbild störend sind. Aufräumen und Arrangieren ist deshalb ein sehr wirkungsvoller Eingriff. Und meistens ist es mit einem Durchgang auch nicht getan: Beim Betrachten der Aufnahmen fallen meist immer wieder andere Sache auf, die nichts ins Bild gehören.
Technik
Als Kamera eignet für diese Selfies sich am besten das, was man hat. Wenn es ein Smartphone mit guter Kamera ist, reicht auch das. Eine Kompaktkamera mit Zoom ist ok. Ein Kamera mit einem lichtstarken Objektiv, das bei offener Blende den Hintergrund freistellt ist noch besser. Auch die Brennweiten liegen alle in einem sehr normalen Bereich, der keine große Kosten verursacht: Mit allem, was zwischen 24 und 85mm Brennweite liegt (bezogen auf das Vollformat), ist ideal. Im Einzelfall können wir den Bildausschnitt durch das Zoom verändern – oder durch kleinere oder größere Abstände zwischen Kamera und Person.
Wirklich hilfreich, wenn man keine helfende Hand dabei hat, die fotografiert, sind nur wenige Zubehörteile. Ein stabiles Stativ ist wichtig. Wir müssen außerdem wissen, wie der Selbstauslöser funktioniert. Oder wir brauchen einen kleinen billigen drahtlosen Fernauslöser. Wenn wir tatsächlich das Smartphone nutzen, braucht es noch eine spezielle Stativ-Halterung. Hilfreich ist vielleicht auch die Artikel über die Kamerafernsteuerung am iPhone mit der Apple Watch.
Fazit
Bilder von sich selbst auf der eigenen Website unterzubringen ist eine gute Idee. Die Technik stellt in den allermeisten Fällen nicht die wirkliche Hürde dar. Hinderlich ist eher die Vorstellung vom eigenen Bild und wie Menschen darauf reagieren.
Gefragt sind Kreativität und Geduld. Die Aufnahme, auf der man sich am besten gefällt ist sicher nicht die erste, die man macht. Deswegen ist es eine gute Idee, viel auszuprobieren und viele Aufnahmen zu machen. Und das bei nächster Gelegenheit gleich noch einmal zu wiederholen (oder mehrmals).