[Hier gehts zu meinem Youtube-Video ‘Glacier-Express’]
iPhone only ist mehr als ein einfacher Hashtag für Youtube-Videos. Irgendwie haben wir uns an die Aussage gewöhnt, dass man mit dem iPhone was Fotos und Videos betrifft fast alles machen kann, was man mit einer normalen Kamera auch macht. Dazu trägt letztlich natürlich auch Apples eigene Werbung bei. Und die Idee, einen bekannten Regisseur anzuheuern, der professionelle Film in professioneller Qualität abliefert. Spätestens beim ‘Behind the scenes’ Video wird aber klar, dass die ganze Produktion eben auch hinsichtlich Material und Personal professional war – und weit entfernt von allem, was Videofilmer normalerweise leisten können.
Aber in der Praxis kann man durchaus eine Reihe ‘alltäglicher’ Projekte mit iPhone only bestreiten. Seien das Ausflüge und Reisen oder kleine Porträts, Dokumentarvideos oder Tutorials.
Wer eine Ausrüstung für Foto- und Videoaufnahmen hat, der sieht die Aufnahmen mit einem Smartphone unter dem Motto ‘iPhone only’ manchmal eher als Notlösung. Und natürlich muss man in vielen Bereichen Abstriche machen, was das Optimum betrifft. Aber wenn wir ehrlich sind, bleiben wir meistens – auch aus ganz anderen Gründen – oft hinter dem Optimum zurück.
Das fängt bei der Kamerawahl an (MFT-Sensor, APS-C Sensor oder Vollformat) reicht über die Nutzung von Objektiven (reicht ein Objektiv? Das Zoom- oder das Normalobjektiv?) und hört bei der eigentlichen Aufnahmesituation nicht auf. Mehrere Kameras für Videoaufnahmen sind toll, und auch bei Tag kann man manchen Szenen mit etwas mehr Licht auf die Sprünge helfen.
Meine Erfahrungen 2020
Im vergangenen Jahr war es erstmals so, dass ich sowohl für private als auch geschäftliche Aufnahmen auf eine kleinere Ausrüstung zurück gegriffen habe. Das war bei Foto-Terminen zum Beispiel die kleinere Kamera, die mit maximal einem Blitz eingesetzt wurde. Und bei privaten Anlässen stellte ich fest, dass ich am Ende die Kamera nur gelegentlich verwendet hatte, und ansonsten mit dem iPhone 11 gut klar gekommen bin. Und das ohne das Gefühl, etwas verpasst zu haben.
Als geradezu genial empfand ich die Situation bei einer Reise im Glacier Express. Kein Hantieren mit der großen Kamera, kein häufiger Objektivwechsel, keine Sorgen um Akkustand und Batterielaufzeit. Belohnt wurde ich mit Fotos und Videos in guter Qualität. Und dem guten Gefühl, eine private Reise nicht durchs ständige Filem und Fotografieren zu ‘stören’ oder aufzuhalten.
Danach blieben die richtigen Kameras immer öfter zuhause. Nicht immer, denn viele Situaitonen verlangen nach guten Weitwinkel oder Tele-Objektiven. Oder schlicht nach einem schönen Bokeh, das mit einem Smartphone-Sensor einfach nicht gelingen kann. Überhaupt muss man klar die Grenzen erkennen, was mit einem Smartphone möglich ist und was nicht. Echte Smartphone-Killer sind zum Beispiel schlechtes Licht, ein geringe Tiefenschärfe und große Abstände, die man nicht durch ein Zoom überbrücken kann. Aber Stellungswechsel in Fußarbeit sind auch für andere Aufnahmesituationen ein gutes Konzept, von dem man sich mit Zoom-Linsen leider allzu schnell verabschiedet hat.
Ideen für 2021
Nun ist die Lage für größere Projekte derzeit eher ungewiß. Aber eigene Projekte sind mir wichtig, auch wenn ich nie alles realisieren kann, was ich mir vorgenommen habe. Diese Aufstellung ist denn zugleich Merkliste für mich selbst als Anregung für andere, die die Möglichkeiten ihres Smartphones auf diese Weise ausloten wollen.
Die folgenden Ideen (und viele weitere) gehören zu denjenigen Projekten, die man am besten für sich selbst macht. Und bestenfalls seinen Partnern das fertige Produkt kostenlos zur Verfügung stellt.
A Day in the life
Auch dieses Motto klingt schon etwas abgenutzt. Videos nach dem Motto ‘A day in the life’ spiegeln meistens den Alltag von Menschen wieder, die auf sich aufmerksam machen wollen, Die eine große Gefolgschaft für ihren Youtube-Kanal haben oder auf andere Weise im Blickpunkt stehen. In Zeiten von Covid dagegen kann so ein Tagesbericht durchaus dokumentarischen Wert haben. Man kann ein Video Menschen zur Verfügung stellen, die die Auswirkungen vielleicht nicht so deutlich mitbekommen. Die eigenen Großeltern vielleicht, oder Freunde im Ausland, wo die Situation im Alltag ganz anders aussehen kann. Oder man speichert das einfach ab und macht sich nach einiger Zeit und in einer ganz anderen, neuen Alltags-Situation wieder neu ans Werk.
Mini-Trip
Vielleicht wird es 2021 nichts mit der ersehnten Urlaubsreise in ferne Länder. Aber kleinere und größere Ausflüge werden wohl fast immer möglich sein. Und statt der drei Fotos von Parkplatz und Gipfel (oder vergleichbare Motive) kann man mit dem Smartphone leicht die ganze Geschichte mit Fotos und Videos erzählen.
Wer noch keine Übung damit hat, der wird zuhause erstaunt feststellen, dass das Material vielleicht nicht so prickelnd ist – ohne dass die Technik daran schuld wäre. Denn normalerweise achtet man nicht so sehr darauf, dass man verschiedenen Perspektiven nutzt und verschiedene Abstände von ganz nah bis Panorama. Oder dass man die banalen Alltagshandlungen mitdokumentiert wie Anfahrt, Tickets, Landkarten etc.
Porträt
Bei vielen Fotografen und Videofilmern sind Porträts eher gefürchtet. Man läuft in Gefahr, jemanden mit seinen Aufnahmen zu nerven. Oder man befürchtet, dass der / die Porträtierte nachher nicht so ganz einverstanden ist mit dem Ergebnis. Deshalb ist der wichtigste Teil hier, jemanden zu finden, der sich darüber freuen kann und gerne mitmacht.
Denn mehr als ein paar Schnappschüsse sollten es schon werden. Für ein gutes Porträt braucht es die verschiedensten Situationen. Sie sollten typisch sein für den Porträtierten, sie sollten abwechslungsreich und aussagekräftig sein. Das braucht seine Zeit und meistens auch Vorbereitung. Ideal sind als Partner Freunde, Verwandte oder auch Künstler und Handwerker, die das Ergebnis vielleicht auch nutzen wollen.
Außerdem ist es hier nicht mit dem Umgebungs-Ton getan, den man so nebenher aufnimmt. Was nicht durchs direkten O-Ton in die Kamera abgedeckt wird, lässt sich durch Voice-Over in der Nachbearbeitung vervollständigen. Der Ton vom Smartphone kann ausreichen, selbstverständlich ist das aber nicht. Auch wenn die Devise lautet ‘iPhone only’ ist es angeraten, zum Beispiel ein einfaches preiswertes Lavalier-Mikrofon mit langem Kabel einzupacken.
Behind the scenes
Und selbst wenn wir mit unserer normalen Kamera-Ausrüstung unterwegs sind, hat das Smartphone-Aufnahmematerial seine Berechtigung. Für den Blick hinter die Kulissen ist es gar nicht mal unerwünscht, wenn die Schwenk nicht perfekt sind und das Bild etwas verwackelt. Auch daraus lassen sich schöne Geschichten zusammen stellen, die wir gerne später nochmal anschauen oder anderen zeigen.
Küchengeschichten
Es muss nicht das perfekt abgefilmte Video für ein Rezept im eigenen Foodblog sein. Auch für kleinere Projekte ist Handheld-Material aus dem iPhone ziemlich gut geeignet. Wie macht man Mayonnaise? Oder wieviel Aufwand steckt in der Zubereitung von Maultaschen?
Projekt-Tipps
Den Vorteil, dass man sein Smartphone jederzeit dabei hat, sollte man nicht damit verwechseln, dass man quasi ins Blaue hinein filmen und fotografieren kann.
- Zwar stimmt der Spruch nur bedingt, dass man nur gut aufnehmen kann, was man schon kennt. Aber Vorbereitung ist hilfreich. Eine Liste mit möglichen Motiven und Ansichten hilft, damit man auch wirklich zu abwechslungsreichem Material kommt.
- Was man an Drumherum hätte aufnehmen können, entdeckt man oft erst in der Nachbearbeitung. So ist zum Beispiel schon die Anfahrt eindrücklicher dargestellt, wenn man nicht nur aus der Bahn aufnimmt, sondern auch die Bahn von außen aufnimmt. Oder wenn man eine Möglichkeit findet, sich selbst zu filmen – möglichst ohne die klassische Selfiepose.
- Hilfsmittel sind bei iPhone only nicht von vorneherein ausgeschlossen. Die meisten beziehen sich darauf, dass als Kamera nur die iPhone Kamera genutzt wird. Aber der Spass hängt natürlich auch daran, dass man ohne allzu großen Aufwand oder Neuanschaffungen aktiv werden kann. Ein Mini-Stativ für Timelapse Aufnahmen kann hilfreich sein, ebenso ein Lavalier-Mikrofon oder – wenn vorhanden – ein Gimbal.
- Nur wer schon genau weiß, dass er sein Foto-Video-Projekt ausschließlich in Instagram Stories, IGTV oder Reels nutzen will, sollte im Hochformat filmen und fotografieren. Alle anderen können in Nachbearbeitung das Format 1080 x 1920 wählen.
Kleine Kamera, kleines Zubehör
Das meiste hier vorgestellt Zubehör findet sich auch meiner Ausrüstungs-Seite mit Link.