Jahresrückblicke sind immer interessant – auch wenn man sie ab einem bestimmten Zeitpunkt zum Jahresende nicht mehr sehen mag. Aber fast immer zeigen sie einem nicht nur, wo Schwächen und Defizite sind. Sie enthalten ja auch fast immer eine positive Rückmeldung, für das, was man richtig gemacht hat. Und es gibt mehr „fertige” Auswertungen und Jahresrückblicke, als man zunächst denken mag. Man kann sie meist mit einem Mausklick abrufen und ein paar Anregungen und Motivation für das neue Jahr mitnehmen. Hier ein paar meiner Favoriten, auf die ich zu jedem Jahresende einen Blick werfe.
Jahresrückblicke: am besten motivierend
Immer wieder schön für mich, aber leider nicht so bedeutungsvoll wie es sein sollte: Die Youtube-Statistik. Dass sie bei mir nicht ganz so verheißungsvoll ist, liegt schließlich nur an mir. Bei zu wenig Aktivität kann auch die Auswertung nur zeigen, dass hier etwas mehr Engagement notwendig ist.
Trotz eher schwacher Zahlen freue ich mich jedes Jahr über den Service von Tubebuddy (den man auch mit einem kostenlosen Account genießen kann). Mit Klick auf den Button in der Ankündigungs-Mail (so ab Mitte Dezember) erscheinen Schritt für Schritt animiert die wichtigsten Zahlen dieses Jahresrückblicks. Und dass trotz eigener Schwächen ein Zuwachs bei Followern und Video-Abrufen zu sehen ist, das ist doch alleine schon Motivation genug, um im kommenden Jahr aktiver zu werden.
Eine gute Statistik nicht nur für Youtube generell, sondern auch für die eigenen Beiträge bietet übrigens auch Socialblade. Dort rechts oben den eigenen Accountnamen eingeben, Account auswählen und dann die eigenen Auswertungen anschauen.
Youtube Studio
Natürlich hält auch die ‘hauseigene’ Statistik von Youtube Studio aussagekräftige Zahlen für einen Jahresrückblick parat. Und die braucht man auch, wenn man wie ich nur eine Hand voll Videos pro Jahr veröffentlicht (oder Posts zu diesem Thema).
Das erfolgreichste Video im vergangenen Jahr kennt man sicher schon. Der Jahresverlauf der Impressions und Aufrufe ist dann noch einmal mehr aufschlussreich. Und er enthält meistens auch Hinweise darauf, inwiefern Aktivitäten auf der eigenen Website und / oder Instagram Besucher zum Youtube-Account geschickt haben.
Für manche Bereiche (Interaktionen) sind meine Zahlen zu gering, um Aussagen zu bekommen. Andere wie die häufigsten Zugriffsquellen zeigen mir, dass meine geringen Followerzahlen wenig ausmachen: Wenn meine Videos vor allem über Suchbegriffe gut gefunden werden, funktioniert doch einiges so, wie es soll.
Besonders spannend ist der Trichter ‘Impressionen und wie sie zu Wiedergabezeit geführt haben’, den Du unter der Rubrik ‘Reichweite’ findest.
Engagement lässt sich messen
Eine der populärsten Jahresrückblicke war sicher lange Zeit die Auswahl der besten neun Fotos auf Instagram. Per Mausklick ein Bild dieser Auswahl für meine Accounts @joachimott und @testschmecker zu erhalten, war sehr verlockend. In diesem Jahr hat das mit der originalen Plattform leider nicht mehr funktioniert. Und eine alternativer Dienst hat mich schon im Vorfeld nicht überzeugt.
Man muss es mit der Faulheit aber auch nicht auf die Spitze treiben. Schließlich hat Instagram von Hause aus eine einfache und aussagekräftige Statistik (‘Insights’ für Business Accounts). und das Auswahlkriterium der ‘bestnine’ waren ja immer die Likes, die im heutigen Instagram Algorithmus so gut wie keine Rolle mehr spielen.
Wer also schon die hauseigene Statistik für einen Jahresrückblick bemüht, der sollte mit der Voreinstellung auf ‘1 Jahr’ eher auf Reichweite schauen (das unterschiedet sich meistens aber nicht wesentlich von der Sortierung nach den meisten Likes). Oder noch besser danach, welche Beiträge die meisten neuen Abonnenten gebracht haben. Was auch eine hohe Wertschätzung breschreibt, ist die Zahl, wieviele welche als ‘gespeicherte Inhalte’ erscheinen. Auch ‘Klicks auf die Website’ können Dir in diesem Jahresrückblick zeigen, ob Du Besucher erfolgreich auf Deine Website verweisen konntest. In den meisten Fällen ist das eine gute und erwünschte Reaktion. Weil dort vielleicht Dein Shop ist oder Deine Newsletter-Anmeldung.
Das alles sind zwar naturgemäß viel geringere Zahlen (bei mir eher im zweistelligen Bereich und nicht wie bei Likes vierstellig). Aber Instagram hat ja schon Recht, wenn es ein einfaches Like (das uns allen immer noch viel bedeutet) nicht als die wertvollste Reaktion ansieht.
Und ab und zu sieht man auch wieder längst bekannte Dinge, die man aber trotzdem im Bewusstsein haben sollte. Bei meinem Foto-Account @joachimott zum Beispiel ist das Verhältnis Männer zu Frauen 60:40. Das Thema Fotografie ist also mehr ein Männerthema. Bei meinem Food-Account @testschmecker ist es genau umgekehrt, 60 % der Besucher sind Frauen. Deswegen muss man Darstellungen nicht auf die Besucher-Mehrheit ausrichten. Im Gegenteil ist es doch eher naheliegend, Fotothemen für Frauen aufzugreifen. Und Koch-Themen für Männer.
Website: My home is my castle
Und die eigene Website – so sie denn bei Dir vorhanden ist – steht natürlich meistens im Mittelpunkt aller statistischen Auswertungen. Die meisten werden hier für einen Auswertung des Jahresrückblicks noch immer auf Google Analytics vertrauen und viele werden sich auf das beschränken, was uns Google im Dashboard anzeigt.
Zum Beispiel die Kurve von Nutzern und Sitzungen, die naturgemäß ganz oben steht. Und auch wenn wir die ständig im Blick haben: Die Jahresübersicht dieser Kurve rufen viele nur selten auf. Und oft ist es erst diese Ansicht, die die heftigsten Bewegungen deutlich macht. Hilfreich ist es, wenn man auf Auf und Ab mit Ereignissen und eigenen Posts in Verbindung bringen kann. Aber nach meinem Eindruck ist es zunehmend so, dass das ständige Justieren der Suchmaschinen-Betreiber den Verlauf dominiert. Und wir hier weniger Einfluss haben.
Die Rubrik ‘Quellen und Verweise’ zeigt uns auch deutlich, dass für den meisten Verkehr auf unseren Seiten Google selbst an erster Stelle steht. Ich vergleiche die allgemeine Kurve für einen Jahresrückblick gerne mit der Vorjahreskurve. Oder ich schaue im Jahresverlauf nach den ‘besten’ Monaten und bei Landingpages nach den erfolgreichsten Beiträgen.
Besonders schön sind die ‘Evergreens’ unter den Beiträgen, die auch über Jahre hinweg Besucher anziehen. Aber wenn unter den besten Posts nur relativ wenige sind, die auch in diesem Jahr verfasst wurden, dann ist es an der Zeit, sich über die Ausrichtung der Blogbeiträge Gedanken zu machen.
Speziell: Google Search Console
In der Google Search Console gibt es einige Dinge, die in der normalen Anaytics-Darstellung nicht da sind oder schwerer zu finden. Das sind zuerst einmal die Fehlermeldungen, meistens bezüglich der mobilen Darstellung oder der Ladegeschwindigkeit. Aber die Nicht-Experten tun sich mit dieser Fehlersuche -und Behebung meist schwer.
Interessanter sind da schon die Darstellungen in der Rubrik ‘Leistung’. Die kann man statt nur nach Klicks und Impressionen zu schauen auch noch sortieren nach der durchschnittlichen Position bei den Suchergebnissen.Alles bis 10 bedeutet, dass man mit dem jeweiligen Suchbegriff auf der ersten Trefferseite landet, was ziemlich erstrebenswert ist. Und die durchschnittliche CTR gibt den Prozentsatz der Impressionen an, die zu einem Klicks geführt haben. Denn natürlich soll Dein Blogpost nicht nur auf der ersten Trefferseite lande, die Leute sollen auch auf den Link zu Deinem Artikel klicken.
Wenn Verkaufen das Ziel ist
Eine aussagekräftige Statistik, die man auf der eigenen WordPress-Seite finden kann, ist die Auswertung von Woocommerce (wenn man einen Shop betreibt). Aber das sind sicher auch die Werte, die man übers Jahr hinweg schon stets im Auge hat. Nun kann ich diese Shop-Auswertungen nicht auf der eigenen Seite vornehmen (weil ich keinen Shop betreibe). Aber ich betreue j auch fremde Webseiten, die einen Shop haben. Und hier kann man relativ leicht erkennen, was die ‘natürlichen’ Nachfragezeiten für bestimmte Produkte sind. Man sieht auch, welche Auswirkungen zum Beispiel Rabatt-Aktionen oder der Newsletter-Versand haben. Und keiner, wirklich keiner, kann es sich leisten, die Vorweihnachtszeit als umsatzstärkste Zeit zu ignorieren.
Newsletter-Dienste
Da die Zeiten, in denen wir von unserem Mailprogramm ein Rundschreiben verfassten, endgültig vorbei sind, sollten wir auch die Analytics-Dienste unserer Mailservices nutzen. Ich arbeite mit Mailchimp und finde selbst mit dem kostenlosen Account (bis zu 2000 Abonnenten) ganz ordentlich und aussagekräftig.
Nach jedem Newsletter-Versand erhalte ich eine Mail mit Link zu meinem ‘Report’. Der umfasst bei Mailchimp die Auswertung. Wer der Vollständigkeit vor dem Versand festgelegt hat, dass auch reine Textlinks verfolgt werden, der bekommt gut verwertbare Zahlen.
Und auch hier gilt: Die einzelne Newsletter-Aussendung ist natürlich lange nicht so interessant wie das Gesamtbild übers Jahr hinweg. Über den Reiter Reports –> Email sieht man die Übersicht über alle Mails mit Open rate und Click rate. Klickt man auf die besonders großen Ausschläge nach oben oder unten, dann landet man bei der Einzelansicht der Mails.
Für mich ist natürlich interessant, auf welche Links die meisten Leser geklickt haben. Und wenn ich auf der Übersicht mit den fünf besten Treffern auf ‘Mehr’ klicke, dann kann ich auch eine ‘Click Map’ auswählen. Hier sehe ich die Mail, gestaltet und mit Bildern vor mir. Und bei jedem klickbaren Element sehe ich, wie oft es angeklickt wurde. Auch diese Auswertungen halten immer wieder Überraschungen für mich bereit.
Zahlenwerke, die Spaß machen
Die Zahlenwerke bis hierhin könnte man durchaus als essenziell bezeichnen. Aber darüberhinaus gibt es ja auch ein paar Aussagen zu 2020, die motivierend und aufschlussreich sein können. Wer einen Fitness-Tracker oder Sportuhr besitzt, der findet in der Jahresübersicht manchmal aussagekräftige Werte. In den meisten Fällen erfolgt die Auswertung hier ja nicht direkt über die Anzeigen auf dem gerät, sondern über eine App oder Website.
Meine Daten bei Garmin Connect zeigen mir, dass ich im Corona-Jahr immerhin mehr sportliche Aktivitäten zu verzeichnen habe, als in den Vorjahren (rund 2.600 km Laufstrecke 2020. Was durchaus auch so geplant war. Der Rückblick von Youtube mit den Rewind-Videos ist ersatzlos gestrichen, was nach den Erlebnissen in den Vorjahren aber nicht wirklich schmerzhaft für mich ist. Und die eher allgemeinen Aussagen, die man beim Google Jahresrückblick oder bei den Google Trends findet, haben nichts wirklich prickelndes und auch nichts überraschendes, finde ich. Aber neugierigerweise schaue ich natürlich trotzdem drauf.
Fazit
Zahlen sind nicht alles. Ich mag Statistiken. Aber oftmals findet man die interessanten Details erst, wenn man wirklich etwas in die Tiefe geht. Und natürlich sind nicht alle Funde dort wirklich motivierend. Oft zeigen sie einem auch auf, wo man – zumindest mit den bisherigen Mitteln – an seine Grenzen stößt.
Dann kann eine Konsequenz auch sein, Dinge aufzugeben. Oder einen kompletten Neuanfang zu starten. Oder sich fremde Hilfe zu holen. Gerade die letzte Möglichkeit erscheint mir 2021 so attraktiv wie selten. Zu fast jedem Thema gibt es heute Anleitungen und Tutorials, kostenlose Hilfestellung oder bezahltes Coaching. Und wenn die Zahlen sagen: ‘Hol Dir Hilfe oder lass es ganz bleiben’, dann sollte man – seinem Budget entsprechend – auch in Fortbildung investieren.