Ein Teleprompter bleibt den meisten Menschen verborgen. Ein Teleprompter sitzt – für Zuschauer Deines Videos unsichtbar – direkt vor der Linse der Kamera, die Dich aufnimmt. Und während auf der verspiegelten Scheibe Deine Text erscheint, nimmt Dich die dahinter montierte Kamera auf. So kannst Du – als Youtuber, Moderator, Sänger geradewegs in die Kamera schauen und dennoch gleichzeitig einen Text ablesen. Die Folge ist ein flüssiger Vortrag, im Idealfall, ohne Stolperer, Versprecher und Sprachpausen. Braucht man so etwas tatsächlich auch für Youtube-Videos?
Hinweis: Wie alle Teile meiner Ausrüstung ist auch dieses selbst gekauft und bezahlt. Und ich bekomme niemandem Geld oder andere Gegenleistungen für diesen Artikel.
Meiner Meinung nach ist es zumindest sehr gut, so etwas zu haben. Also zumindest für die meisten von uns (mich eingeschlossen). Einen kurzen Sachverhalt vor der Kamera vorzutragen, das ist sicher kein Problem. Erst recht nicht, wenn man sich vorbereitet und mit der Materie gut vertraut ist.
Anspruchsvoller wird die Aufgabe dann, wenn man sich in ein Thema erst einarbeitet. Wenn man sich einiges anliest, mehrere Quellen nutzt und nachher quasi freihändig eine Zusammenfassung präsentieren soll. Und so ist das ja bei vielen Youtube-Videos. Im Ergebnis bleiben für einen flüssigen Vortrag drei Möglichkeiten: Auswendig lernen, zwischendurch einen Spickzettel nutzen (aus Papier oder auf dem Smartphone). Oder einen einfachen und möglichst preiswerten Telepromter benutzen. Ich besitze ein Modell fürs iPad und habe damit gute Erfahrungen gemacht.
Mögliche Techniken
Der Haupteffekt des Teleprompters ist, dass man den Blick nicht von der Kamera abwenden muss. Schon wenn man sein Smartphone oder einen Zettel mit Text neben der Kamera platziert, wirkt der Blick etwas ‘schräg’. Andere Methoden, wie das Einprägen von Text zwischendurch, verlangsamen die Aufnahmen ganz erheblich. Und Texte richtig auswendig zu lernen ist eine äußerst unattraktive Methode, finde ich. Außerdem vergrößert das zeitlichen den Aufwand für die Videos ganz erheblich.
Mir erscheint nur eine Alternative zum Teleprompter akzeptabel, und das ist eine Mischung aus auswendig lernen und ‘spickeln’. Mit ein paar Stichworten auf kleinen Karteikarten kann man zwischendurch die wichtigsten Stichworte nachlesen, um dann freisprechend im Text fortzufahren. Das bietet sich vor allem dann an, wenn man gewohnt ist, die Texte zu seinen Videos vorher schriftlich auszuarbeiten.
Wer Video und Texte gründlich vorbereitet hat, dem genügen später in der Regel auch wenige Stichworte, um sich halbwegs flüssig durch den Text zu hangeln. Und da ich einen Teleprompter außerhalb meiner eigenen vier Wände nicht einsetzen möchte, bietet sich das Verfahren auf jeden Fall für alle Aufnahmen im Freien oder an anderen Orten an. Voraussetzung ist dann allerdings, dass zwischen der Ausarbeitung des Textes und der Aufnahme nicht viel Zeit liegt. Sonst sind die Ergebnisse einfach nicht mehr so präsent.
Der Teleprompter im Einsatz
Wer einen einfachen und preiswerten Telepromter nutzen möchte, der ist derzeit mit einem Betrag zwischen 100 und 180 Euro dabei. Die einfachen Modelle gibt es für ein Smartphone oder das etwas größere Tablet. Die Technik ist ziemlich simpel, auch Eigenbauten sind wohl ziemlich verbreitet. Herzstück des einfachen Teleprompters ist ein sogenannter Strahlteiler. Das ist eine schräg gestellte, halbdurchlässige Glasscheibe, auf der sich später der Text spiegelt. Die Kamera hinter dem Glas sieht diesen Text nicht, es ist lediglich mit einer leichten Abdunkelung des Bildes bei der Aufnahme zu rechnen.
Der Text kommt gespiegelt von einem Smartphone oder Tablet, das unterhalb der halbdurchlässigen Scheibe liegt. Einfache Apps zwischen kostenlos und wenigen Euro sorgen dafür, dass der Text spiegelverkehrt angezeigt wird und gleichmäßig nach unten scrollt. Die Geschwindigkeit lässt sich anpassen. Im Zweifelsfall stellt man das etwas langsamer ein und macht dann kurze Sprechpausen, die man später herausschneiden kann. Im anderen Fall, wenn der Text zu schnell durchläuft, verliert man den Faden und muss wieder von vorne beginnen.
Ich habe einige Apps ausprobiert und bin bei der Parrot App hängen geblieben, die für meine Zwecke mehr als ausreichend ist. Die App ist kostenlos und es lassen sich etliche Dinge einstellen (Geschwindigkeit, Ränder, Spiegelung an / aus (wenn man den Text auf dem iPad normal lesen möchte). Etwas umständlich ist das Hochladen der Texte. Für das iPad kann ich einen Text auf dem iMac schreiben und dann in Notizen einfügen. Über die iCloud landet der Text in den Notizen auf dem iPad, wird kopiert und in die App eingefügt.
Der andere Weg nimmt den Umweg über die Dropbox. Dort speichere ich die Textdatei ab. Die Parrot App kann sich mit der Dropbox verbinden und den Text dann direkt laden.
Die Tücken des Teleprompters
Damit wäre alles perfekt geregelt für eine Aufnahme mit flüssigen Texten. Wo liegen die Schwachpunkte? Bei mir war es erst die zweite App, die ich zufriedenstellend fand. Die App Parrot gehört zu einem ziemlich genialen gleichnamigen Miniatur Teleprompter fürs Smartphone. Hilfreich ist auch eine Fernbedienung per Bluetooth fürs Smartphone, damit man den Textfluss stoppen, bremsen oder beschleunigen kann. Die war bei meinem Teleprompter fürs iPad dabei.
Eine typische Fehlerquelle ist wie so oft das eigene Verhalten. Nicht umsonst sind gute Moderatoren mehr als nur Sprecher mit einer angenehmen Stimme. Allzu leicht verliert man sich nämlich im Ablesen seiner Texte. Dann wird der Blick ziemlich starr auf die Scheibe gerichtet, der Text etwas monoton abgelesen.
Tatsächlich ist es ein großer Unterschied, ob wir uns mit jemandem unterhalten, auch mal den Blick abwenden, gestikulieren, schneller und langsamer sprechen. Oder ob wir einen absolut gleichmäßig schnell erscheinenden Text ablesen. Denn wir zudem noch schriftlich verfasst haben und dabei meist etwas förmlicher formulieren als in einem Gespräch.
Es braucht einiges an Erfahrung, bis man auch mit dieser Textvorgabe so locker umgehen kann, dass die Zuschauer Deines Videos nicht merken, dass Du Texte abliest. Wie man aber ständig auf Youtube sehen kann, gibt es ziemlich viele Menschen, die das gut beherrschen. Und im Zweifelsfall ist mir ein kompakter und stimmiger Vortrag auch als Zuschauer lieber, als ein holprig vorgebrachter Text mit vielen Lücken und Wiederholungen.
Mit geübtem Blick findet man leicht heraus, dass ziemlich viele Youtuber einen Teleprompter benutzen, ohne dass man das als Zuschauer normalerweise merken würde.
Kleinere Hürden bei der Arbeit mit dem Teleprompter können sein, dass das ausgeklappte Display Deiner Kamera (bei mir die Canon EOS M6 und die Panasonic Lumix G81) hinter dem schwarzen Balg nicht sichtbar ist. Dann fehlt einem die Kontrolle des Bildes während der Aufnahmen. Ein externer Monitor könnte Abhilfe schaffen. Knifflig kann es auch mit dem Ton werden. Ein Videomikrofon auf der Kamera kann ebenfalls hinter dem Teleprompter verschwinden. Deshalb verwende ich ein Lavaliermikrofon und den Recorder Tascam DR 05 und synchronisiere das nachher mit der (wesentlich schlechteren) Tonspur des Videos. .
Mein Fazit
Ich habe einen Teleprompter für das iPad, weil mir die größere Textdarstellung praktikabler erscheint. Es spricht aber auch nichts gegen ein kleineres Modell für das Smartphone. Die meisten billigeren Modelle wirken nicht sehr ausgereift. Der ‘Klassiker’ ist der Parrot Teleprompter, der heute allerdings schwer zu bekommen ist. Und wenn, kostet er gleich viel, wie mein iPad-Modell.
Ein Vorteil der kompakteren Smartphone-Modelle ist, der schnelle Aufbau. Während die jetzige große Version etwas umständlich aufgebaut und justiert werden muss, wird der kleine Teleprompter fürs Smartphone am Frontgewinde des Objektivs festgemacht. Dafür gibt es verschiedene Adapter für verschiedene Frontdurchmesser. Beim Parrot sind wohl alle dabei, bei anderen Modellen wird nur einer Adapterring mitgeliefert. (Und dann andere Größen nachkaufen.)
Ich setze den Teleprompter nur in Ausnahmen ein. Bei Aufnahmen im Freien (und das sind mir die liebsten) verzichte ich komplett auf solche Hilfsmittel. Dann versuche ich meine schriftlich verfassten Texte anhand von Stichworten frei zu formulieren. Das ist nicht perfekt, aber die größeren ‘Unebenheiten’ lassen sich im Video-Schnitt später teilweise ausbügeln. Außerdem kommt es bei aller Planung fast immer auch dazu, dass ich Text später im Schnitt per Voice-Over einspreche. Auch das ist nochmal eine gute Gelegenheit zum Nachbessern.
Wer mehrere Videos zusammen plant und aufnimmt, der kann eine Menge Zeit sparen, in dem er einen Teil der Texte in einem Aufwasch zuhause mit einem Teleprompter aufnimmt.