Warum sollten Selbstporträts von Männern anders sein als Selfies von Frauen? Wenn man sich die Selfies von Männern anschaut, dann dominieren Bilder, bei denen man möglichst wenig zu sehen bekommt. Gerade Fotografen, die ja eigentlich wenig Scheu vor der Kamera haben sollten, fotografieren sich gerne in schöner Landschaft – aber eben nur von hinten. Ebenso unkenntlich sind Selbstporträts, bei denen das Gesicht zum größten Teil hinter der Kamera versteckt ist.
Ich kann diese Scheu teilen, mir geht es da nicht anders. Andererseits habe ich als Journalist und Fotograf schon etliche Male Menschen davon überzeugen können, dass es sinnvoll und hilfreich sein kann, ab und zu sein Gesicht zu zeigen. Denn es ist legitim, dass Menschen, die mit Dir zu tun haben, auch gerne wissen wollen: Wer steckt hinter diesem Namen? Erst recht, wenn Du eine Website hast, ein Blog betreibst oder in den Sozialen Medien unterwegs bist.
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Video und Artikel sollen Dir helfen, ein paar Dinge auszuprobieren, um zu ansprechenden Selfies zu kommen. Es geht nicht um das perfekte Porträtfoto, nicht um spezielle Posen oder Inszenierungen. Es geht darum, es einfach mal auszuprobieren, einen Schwung Fotos zu produzieren und zu beurteilen – und beim nächsten Mal vielleicht ein paar Dinge besser zu machen. Die meisten Ergebnisse werden besser ausfallen, als das klassische Selfie mit dem Smartphone am ausgestreckten Arm. Und solange Du im Internet unterwegs bist, ist es gut, ab und zu mal Dein Gesicht zu zeigen.
Was Du brauchst ist ein Stativ (groß oder klein) und ein Smartphone mit Halterung oder eine andere Kamera. Selbstauslöser geht, Funk- oder Fernauslöser sind hilfreich, aber eben auch nachher im Bild zu sehen. Sinnvoll und praktisch ist es, die Videofunktion zu nutzen und nachher Einzelbilder zu verwenden.
Selbstporträts für Männer: Starte zuhause
Die meisten Menschen kommen sich komisch vor, wenn sie in der Öffentlichkeit für Fotos posieren. Erst recht, wenn man dafür ein Stativ aufbaut, das Vorbeilaufen von Passanten abwartet und skeptische Blicke kassiert.
Zuhause ist der beste Ort, um mit Selfies zu starten. Tu das, was Du gerne tust. Oder das, was Deine Blogleser oder Besucher Deiner Website erwarten. Suche Dir gutes Licht, am besten nahe einem Fenster ohne (!) direkte Sonneneinstrahlung. Selbstauslöser und Fernauslöser sind knifflig. Am einfachsten ist es, die Videofunktion Deiner Kamera zu nutzen und später Einzelbilder ‘herauszuschneiden’.
Bei einem Versuch wird es nicht bleiben. Schon bei der Kontrolle am Display Deiner Kamera wirst Du merken, dass einige Bilder gelungener sind als andere. Du entdeckst Kleinigkeiten wie Grimassen, Stirnrunzeln, ein fehlendes Lächeln oder wirre Haare. Deshalb solltest Du ein bißchen Zeit einplanen, auch fürs ‘Aufräumen’. Denn auf den meisten Bildern entdeckst Du wahrscheinlich auch Störendes in Deinen vier Wänden.
Selbstporträts draußen aufnehmen
Was ist draußen besser als drinnen? Einiges. Du kannst die Abstände zur Kamera verändern und die Brennweite. Nutzt Du ein leichtes Teleobjektiv oder die Tele-Einstellung Deines Zooms, dann wird dadurch der Hintergrund etwas unschärfer und Deine Person wird hervorgehoben. Manchmal genügt auch ein lichtstarkes Normalobjektiv.
Es gibt verschiedene Lichtsituationen, mehr Hintergründe als zuhause und vielleicht auch einige Dinge, die es Dir erleichtern, Deine Position zu verändern. Du kannst Dich irgendwo dagegen lehnen und Ganzkörperfotos machen. Aber auch Kopfporträts mit dem Tele werden wegen des Unschärfebereichs besser als mit dem Weitwinkel zuhause.
Auch draußen würde ich zu Beginn eher abgelegene Orte aufsuchen, um Selbstporträts aufzunehmen. Alles mit etwas Landschaft ist gut. Auch weniger attraktive Hintergrund kann man durch die Unschärfe vielleicht in ihrer Wirkung mildern. Wenn das Wetter ‘zu gut’ ist, Du also strahlende Sonne hast und ständig die Augen zukneifen musst, dann gehe auf die Rückseite von größeren Gebäuden. Oder Du suchst ein paar Bäume, oder nutzt die Morgen- und Abendstunden.
Selbstporträts mit Mehrwert
Manchmal geht es bei einem Porträt auch um mehr als sinnvolle Beschäftigung vor der Kamera. Bei Aufnahmen zuhause ist es nur hilfreich, wenn Du tust, was Du gerne tust. Wenn Du Dein Hobby oder Deine Arbeit ins recht Licht rücken möchtest, wird es anspruchsvoller. Dann gehören Utensilien dazu, Dinge, mit denen Du arbeitest, die richtige Umgebung.
Aber auch dann ist es sinnvoll zunächst mit ‘normalen’ Selfies zu starten, um Erfahrungen zu sammeln. Dann hast Du später, bei der etwas anspruchsvolleren Gestaltung eine Baustelle weniger. Dann weißt Du schon, in welcher Perspektive, in welcher Haltung Du ansprechender aussiehst, und was Du vermeiden solltest.
Anspruchsvoll: Selfies an belebteren Orten
Wenn Du der selbstbewusste Typ bist, dann schrecken Dich auch Selfies an belebteren Orten nicht. Stativ und Kamera aufzubauen und vor der Kamera zu stehen ist aber ein bißchen anders, als nur mal schnell ein Selfie mit dem Smartphone am ausgestreckten Arm zu machen. Wenn Di in der Stadt unterwegs bist, dann hast Du ungleich mehr mögliche Aufnahmeorte zur Verfügung. Das reicht von Szenen an verkehrsreichen Straßen über Orte mit reizvoller Architektur bis hin zu größeren Menschenmengen an Sehenswürdigkeiten oder in den Innenstädten.
Ein guter Kompromiss ist es in meinen Augen, solche Orte dann aufzusuchen, wenn weniger los ist. Schließlich bist Du ja auch alleine unterwegs und es ist nicht jedermanns Sache eine Kamera auf dem Stativ zehn Meter entfernt von sich aufzustellen, wo sie rein theoretisch auch jemand einfach mitnehmen kann.
Sonntag Vormittag hat man auch belebtere Orte in Städten in der Regel noch für sich alleine. Natürlich fehlen die Menschenmengen, wenn Du die gerne als Hintergrund hättest.
Meine Erfahrung
Ich mache zu wenige Selfies, die ich an verschiedenen Stellen abwechslungsreich einsetzen könnte. Aber mein Eindruck ist: Erfahrung hilft. Und weil man Selfies immer wieder mal braucht, ist es sinnvoll, sich damit zu beschäftigen und halbwegs regelmäßig eine Aktion für gute Selbstporträts zu starten. Mit etwas Routine werden die Eergebnisse besser und der Aufwand geringer.