Schnellwechselplatten wie L-Brackets sind Winkelschienen für Kameras, die man bevorzugt bei Landschaftsfotografen sieht. Man kann sie einsetzen wie eine Schnellwechselplatte und der bevorzugte Zweck ist es, beim Einsatz auf dem Stativ schnell zwischen Querformat und Hochformat wechseln zu können. Da es neben den hochangepassten Spezialanfertigungen für einzelne Kameramodelle nun auch preiswerte Ausführungen gibt, die an fast jede Kamera passen, sind sie in meinen Augen eine gute Alternative zu den herkömmlichen Schnellwechselplatten.Diese Schnellwechselplatten haben mir früher immer etwas Bauchgrimmen verursacht. Man kauft sich ein teures Stativ einer guten Marke. Je nach Stativ-Hersteller kann man für weitere solcher Adapter dann schon mal ordentlich Geld ausgeben. Und als nächstes stellt man fest, dass der Sinn einer Schnell-Wechselplatte dahin schwindet, wenn man nur eine davon hat.
Schnellwechselplatten für Hoch- und Querformat
Als ich dann allmählich immer öfter kompakte Reisestative eingesetzt habe (auch weil Kameras und Objektive immer kompakter und leichter wurden), war auch das Thema Schnellwechselplatten auf einmal nicht mehr so schmerzhaft. Ich habe darauf geachtet, dass die Stativköpfe nun kompatibel sind mit dem Arca Swiss System (wie hier beim Rollei C5i Carbon). Die dafür verwendeten Schnellwechselplatten sind kompakt und relativ preiswert.
Die L-Brackets, diese winkelförmigen Schienen an zwei Seiten der Kamera, sind nun allesamt (zumindest nach meinem Wissen) kompatibel mit dem Arca Swiss System. Aber weil ich meine Kameras fast ausschließlich im Querformat eingesetzt habe, war das Thema L-Brackets für mich nicht so spannend. Im Zweifelsfall wollte ich im Querformat aufnehmen und nötigenfalls das Hochformat ausschneiden.
Heute spielen Hochformate eine viel wichtigere Rolle für mich. Die Instagram Stories sind Hochformat und natürlich auch IGTV. Die Auflösung meiner Kameras ist zwar gut (APS-C Sensoren und das Micro Four Thirds System), aber nicht so üppig, als dass ich jederzeit bedenkenlos die Hochformate aus den Querformaten ausschneiden kann. Von jeher sind Hochformate für Titelseiten von Magazinen gefragt (die war alle schon mal mit unseren Bildern verschönern wollten ;-)), Und für Porträts, die die dem Hochformat im englischen seinen Namen gaben (portrait mode).
Und es gibt einen Einsatzbereich, wo auch bei hartnäckigen Querformat-Fotografen das Hochformat sein muss. Wenn man zum Beispiel ein Panoramabild aus mehreren Einzelbildern zusammensetzt, dann geschieht das mit Hochformaten, weil man so einfach mehr aufs Bild bekommt. Viele Kugelköpfe lassen sich nicht einmal komplett um 90 Grad zur Seite neigen. Und wenn doch, dann muss man auch hier die Kamera wieder neu ausrichten.
Großer Einsatzbereich für wenig Geld
Und da ist schließlich der Preis. Ab etwa 10 Euro (diese hier habe ich für meine Panasonic Lumix LX100 gekauft) bekommt man sehr stabile und sauber verarbeitete L-Brackets. Für das L-Bracket für meine Canon EOS M6 habe ich rund 17 Euro bezahlt und dafür auch eine speziell angepasste Version bekommen. So kann ich mit der angesetzten Winkelschiene das Fach im Boden der Kamera für Akku und SD-Card öffnen und die Klappe an der Seite, hinter der sich Anschlüsse verbergen.
Spätestens jetzt wird das Thema L-Brackets zu einem, über das man sich nicht mehr allzu lange Gedanken machen sollte. Für den Preis von etwa 10 € erhält man ein nützliches Utensil, das einem viel Fummelei erspart. Natürlich gibt es für einige Kameramodelle und von einigen Herstellern auch hier hochpreisige Angebote. Ob man im Zweifelsfall bis zu 150 € für so etwas ausgibt, muss jeder selbst entscheiden. Die meisten ernsthafteren Fotografen und Videofilmer schielen in diesem Preissegment eher nach einem Cage für ihre Kamera. Diese Gehäuse haben zwar etliche Vorteile in speziellen Situationen, machen die Kamera aber für „normale” Situationen im Alltag etwas unhandlich.
Aber oft sind es die Kleinigkeiten, die darüber entscheiden, ob man einen nützlichen Gegenstand auch mag. So kann die Schraube zur Befestigung der Kamera am L-Bracket mit einem Imbusschlüssel angezogen werden, mit einer Münze oder mit einem herausklapparen Bügel. Und von Smallrig gibt es angepasste Modelle, die eine herausziehbare(!) Seitenschiene haben. Damit lassen sich alle Klappen an der Seite der Kamera bequem öffnen.
Ideal für spiegellose Systemkameras
Ich habe sie im Einsatz an den kleineren Systemkameras (Canon und Lumix), die ich nun hauptsächlich nutze. Und diese Kameras sind meiner Einschätzung nach auch das hauptsächliche Einsatzgebeit. Modelle wie die Sony a600, die Nikon z70, die Canon EOS R oder die Sony A7 sind ja doch etwas kompakter als die alten Boliden der DSLR-Szene. Da passt solche eine Schiene (die es auch in Farbe gibt) noch ganz gut dazu. Eine etwas größere und sperrigere DSLR macht die Schiene hingegen nochmal etwas unhandlicher. Mittlerweile ist die Schiene an meinen Kameras die meiste Zeit montiert und bleibt dort.
Natürlich gibt es auch bei relativ einfachen Metallkonstruktionen wie diesen Winkelschienen Qualitätsunterschiede. In einigen Rezensionen liest man von Graten, manchmal passen auch einzelnen Winkelschienen (ebenso wie andere Schnellwechselplatten) nicht in die dafür vorgesehenen Basis-Platten. Aber das scheint relativ selten vorzukommen, mir ist das bislang nicht passiert.
Eher in die Kategorie Bastelarbeiten gehören Erweiterungen, die manche Fotografen nach DIY-Manier vorgenommen haben. Zum Beispiel für Video-Aufnahmen. So gibt es Kamera-Modelle (wie meine Canon EOS M6), bei deinen der Blitzschuh nicht mehr für ein Mikrofon genutzt werden kann, wenn das Display hochgeklappt ist. Dann kann man versuchen mit Standard-Bauteilen aus dem Fotozubehör einen Blitzschuh / cold shoe an der seitlichen Schiene anzubringen.
Kompatibel? Fast immer
Und wer partout an seinem Stativkopf mit einem anderen Schnellwechsel-System festhalten möchte, der kann sich zusätzlich zur Winkelschiene einen ARCA Swiss Adapter kaufen, die er auf seinen Stativkopf montiert. Auch die gibts für wenig Geld, so dass man mit insgesamt 30 bis 40 Euro diese L-Bracket-Lösung nutzen kann. Das ist zum Beispiel auch dann so, wenn man ein teures große Markenstativ mit mit einem flüssigkeitsgedämpften Video-Stativkopf hat, das man weiter nutzen möchte.
Natürlich haben die Brackets (zumindest ist das bei meinen so) an der Unterseite auch ein Stativgewinde. Man kann sie also auch ganz normal auf eine Stativschraube montieren. Das würde Sinn und Zweck einer Schnellwechselplatte etwas schmälern.