Jeder Deutsche kauft im Jahr etwa 10 bis 11 Bücher (genauer habe ichs nicht). Da liege ich wohl deutlich über dem Durchschnitt. Dazu kommen noch Bücher, die ich ausleihe, das ist auch eine beträchtliche Menge.
Wenn ich am Ende des Jahres jedoch zurückblicke, dann sind es immer nur wenige, die einen tieferen Eindruck hinterlassen habe und noch weniger, die einen bleibenden Eindruck hinterließen.
1. Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers
) Da sind die Eindrücke wohl auch noch am frischesten und sicher auch verstärkt durch das Mediengeschehen um den Tod des Apple-Gründers. Ich habe auch schon die erste Biografie von Young / Simon
gelesen, trotzdem war dieses Buch von Walter Isaacson noch spannend für mich. Ich bin ein ziemlicher Fan vieler Apple-Produkte, beeindruckt hat mich aber am meisten, dass diese oft als genial empfundenen Ideen von jemandem durchgesetzt wurden, der im persönlichen Umgang wohl eher als, naja, nicht gerade einfach einzuschätzen ist. Auch gute radikale Ideen müssen wohl mit viel Druck durchgesetzt werden. Oder anders ausgedrückt: Gestaltung, Entwicklung, Kreativität ist zunächst keine allzu demokratische Sache. Wo sich Mehrheitswille durchsetzt ist Originalität eben nicht zu erwarten.
2. Krimis: Die neue Almen-Reihe von Martin Suter (z.B. Allmen und die Libellen). Ich lese ziemlich viele Krimis, also muss auch einer auf diese Liste. Es gab zwar viel Spannendes 2011, aber mir widerstrebt der Trend, das Geschehen eines Krimis immer weiter zu steigern: Unter einem verrückten Serienmörder tuts ja heute fast kein Autor mehr, fast immer geht letztlich darum, die Welt zu retten. Da finde ich die Suter-Geschichten wohltuend unaufgeregt und nicht so blutrünstig. Meine Phantasie genügt, um mir ausreichend schreckliche Dinge vorzustellen, man muss mir Grausamekiten nicht bis ins letzte Detail beschreiben.
Das erzählerische Talent Suters wurde ja mit dem Erscheinen der Allmen-Reihe geradezu überschwänglich gelobt, so dass viele sicher mit zu hohen Erwartungen an die doch recht schmalen Büchlein gegangen sind. Alles in allem aber ist das eine Reihe, die ich sicher weiterverfolgen werde. Und das ist mehr, als man von vielen anderen Autoren sagen kann. Im Gegenteil habe ich in diesem Jahr eine ganze Reihe von Bestseller-Krimi-Autoren gestrichen, die sich für mich totgelaufen haben.
3. Bildband: Mein wunderbarer Wohnwagen. Nicht immer sind es die spektakulärsten Geschichten, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das Buch „Mein wunderbarer Wohnwagen” macht sich an dieser Stelle vielleicht etwas seltsam. Aber wenn man selbst Bücher veröffentlicht hat und weitere veröffentlichen möchte, dann sieht man einiges mit anderen Augen. Also auch mit Blick auf einen wirtschaftlichen Erfolg.
Kurzum: Dieses Buch ist originell, exotisch, vom Konzept her gut und inhaltlich und optisch beinahe ideal umgesetzt. Das mag für viele andere Bildbände auch zutreffen – aber die gehen trotzdem sang und klanglos unter. Dieses hier hat Aufmerksamkeit in den Medien bekommen und es hat sich – soweit ich das beurteilen kann – auch gut verkauft. Was sicher auch etwas damit zu tun hat, dass es schon in England recht erfolgreich war.
Ich stelle mir gerne vor, wie man das einem deutschen Verleger vor 12 Monaten angeboten hätte, und welch höhnisches Gelächter man dafür geerntet hätte. Ehrlich gesagt: Ich hätte mein Geld auch nicht darauf verwettet, dass das ein Erfolg wird. Umso schöner. Ach ja, und natürlich ist es auch ein Symbol dafür, wie mächtig der gegenwärtige Retro-Trend ist, der sich auch 2012 fortsetzen wird.