Tabletop-Fotos sind eigentlich nur Aufnahmen von Dingen, die ähnlich einem Stilleben angeordnet werden. Auf einem Tisch eben. Aufnahmen aus einer senkrechten Perspektive erleben aber derzeit ein Hochkonkunktur: Nicht nur die klassischen Hipster-Fotos vom macBook mit einer Kaffeetasse und dem Handy im Café werden ganz offensichtlich gerne gesehen. Unter dem Begriff ‘Everyday Carry’ hat sich ein Genre gebildet, das nach dem Motto ‘für alles gerüstet’ all diejenigen Utensilien zeigt, mit denen der Besitzer sich dem Alltag in jeder Situation gewachsen fühlt. Und auch in der Küche haben vor allem Videos aus dieser senkrechten Perspektive, gerne als Zeitraffer, ihr Publikum.
Was muss ich machen, um das ohne allzu großen Aufwand und für wenig Geld ebenfalls umsetzen zu können. Diese einfache Anleitung soll weiter helfen.
Tabletop-Fotos aus der Senkrechten
Zunächst mal brauchts eigentlich: gar nix. Wenn ich ein solches Arrangement auf die Schnelle fotografieren möchte, lege ich vor die Balkontür (möglichst ohne direkten Sonneneinfall) eine weiße Plastikplatte auf den Boden. Die Gegenstände arrangieren, die etwas ungleichmäßige indirekte Beleuchtung eventuell mit einer weißen Platte aufhellen. Fertig.
Am schönsten sind die Aufnahmen schattenlos. Wer versucht, das mit Leuchten und Blitzen in den Griff zu bekommen, wird sich schwer tun. Die beschrieben Methode an einem Nordfenster sorgt für eher diffuses Licht. Ein Aufheller für die Schatten wirkt allemal dezenter als eine zweite Lichtquelle. Eine hohe Lichtempfindlichkeit macht das Tabletop-Bild noch etwas softer, senkt den Kontrast. Spätestens mit ein paar Korrekturen in Lightroom sollte das für den Alltag ausreichen.
Alltagsgebrauch heißt in diesem Fall, es werden Aufnahmen für das Blog benötigt, vielleicht ein Food-Blog. Oder man möchte etwas bei Ebay verkaufen und arrangiert die zusammengehörenden Gegenstände.
Wer öfters solche Aufnahmen braucht, der kann sich für wenig Geld dauerhaft auf diese Aufgabe einstellen. Die Profi-Lösung – schweres Stativ und ein massiver Ausleger-Arm für eine schwere DSLR – wird sich in den allermeisten Fällen nicht lohnen.
Einfache Hilfsmittel
Für kleinere digitale Kompaktkameras wie meine Panasonic Lumix LX 100 reicht zum Beispiel ein billiger Mikrofonständer. Der übernimmt die Funktion von Stativ samt Ausleger. Statt dem leichten Mikrofon kann meine Konstruktion neben der Kamera auch einen Mini-Kugelkopf halten. Damit fällt die Ausrichtung der Kamera leichter. Noch sicherer und stabiler wirds mit der sehr viel leichteren GoPro-Kamera, die freilich weniger Einstell- und Kontrollmöglichkeiten bietet.
Drei wesentliche Zutaten
Mikrofonständer gibts zum Beispiel günstig beim Musik-Versender Thomann (dort ist meiner her) oder bei Amazon. Bei meinem Ausleger ist vorne eine 3/8″-Stativschraube, auf die der Mini-Stativkopf montiert werden kann. Auf dessen 1/4″-Schraube wider kommt die Kamera (oder die GoPro-Halterung).
Einen preiswerten Stativkopf gibts für weniger als 20 Euro – wenn man nicht schon ein kleines Stativ mit Mini-Kopf zuhause hat.
Die dritte Zutat schließlich macht das Arrangement erst komfortabel. Um den Bildausschnitt festzulegen und die Kamera fernzusteuern empfiehlt sich die Fernbedienung über WLAN für die eigene Kamera. Neuere Kompaktkameras haben dieses Feature, meine Lumix LX 100 lässt sich bestens so bedienen. Auch für die GoPro gibts die passende App, die aber leider eine grlößere Verzögerung bei der Übertragung des Bildes hat. Da die Dinge auf dem Tisch nicht davon laufen, spielt das eine untergeordnete Rolle. Hier habe ich in in einem früheren Artikel Beispiele für die Fernsteuerung von Kameras aufgeführt. Die WLAN-Lösung ist wegen der Bildübertragung die beste Möglichkeit.
Schmankerl: Videos
Noch beeindruckender als Fotos aus dieser Perspektive sind offensichtlich Videos: Instagram und Facebook quellen förmlich über vor kurzen Zeitraffer-Videos aus der Senkrechten. Gezeigt wird jeder Handlungsablauf vom Zubereiten eines Gerichts bis zum Zusammenbau irgendwelcher Gerätschaften. Da bei dieser Perspektive nichts im Wege ist und der Zeitraffer auch komplexere Handlungen komprimiert, erfreuen sich die Mini-Videos größer Beliebtheit.
Zu beachten: Die Aufbauhöhe
Beachten sollte man schließlich noch, dass mit einem Weitwinkel-Objektiv der Aufnahme-Abstand verkürzt werden kann. Das Bild zeigt die Abstände einmal mit der Lumix und einmal mit der GoPro, die ja ein ziemlich extremes Weitwinkelobjektiv hat. Es gibt aber auch einen Nachteil der GoPro. Wegen der Weitwinkel-Verzerrung ist eine Nachbearbeitung für ansprechende Ergebnisse nötig. Aber die kann man mit dem mitgelieferten GoPro Sudio App schnell erledigen.