ND-Filter für Kameras haben sich in der Fotografie durchgesetzt: Damit erhalte ich geringere Tiefenschärfe für meine Fotos, schönes Bokeh, einen echten Freistellungseffekt. Und das bei fast allen Lichtverhältnissen, wo ich doch sonst nur bei wenig Licht mit offener Blende fotografieren konnte. Aber ND-Filter für Videoaufnahmen sind genauso sinnvoll, zumal es die Filter mittlerweile nicht nur für jeden Objektiv-Durchmesser gibt, sondern auch speziell für Action- und Pocketkameras und sogar für Drohnen.
Wie ND-Filter Deine Videos besser machen, erfährst Du hier.
ND-Filter bringen die gewünschte Tiefenschärfe
Viele Bildverbesserungen lassen sich bei Fotos und Videos auch in der Nachbearbeitung erreichen. Eines allerdings bekommt man im Nachinein nicht oder lange nicht so gut hin, wie bei der Originalaufnahme: Einen Unschärfebereich, ein schönes Bokeh. Das ist es, was Fotos interessant und Videos cinematisch macht. Der Vorteil der sogenannten Prime-Lenses, also lichtstarker Festbrennweiten, schmilzt dahin, wenn bei normalen Lichtbedingungen hohe Blendenwerte und damit geringe Blenden-Öffnungen notwendig werden. Dann solltest DU auf ND-Filter zurückgreifen, denn die Graufilter machen jedes Situation erst einmal dunkler.
ND-Filter gibt es für jede Situation passend in verschieden starken Grauwerten. Praktikabler und kostengünstiger aber sind die stufenlos verstellbaren ND-Fader. Sie funktionieren ähnlich wie ein Polfilter an der Kamera. Durch das Drehen des vorderen Filterteils verstärkt sich der Effekt. Schöner Nebeneffekt dabei ist, dass diese stufenlosen ND-Fader mit einem großen Umfang an Dichte meist deutlich billiger sind als das unhandliche Set mit vielen einzelnen Filtern in verschiedenen Stärken.(Walimex Pro ND-Fader vergütet 67 mm ND2 – ND400). Einzig für Drohnen gibt es nach meinem Wissen bislang nur einzelne Filter mit festen Werten.
Bokeh macht auch Filme interessanter
Die meisten, die übers Fotografieren zum Thema Video kamen, hatten das Thema Filter längst abgehakt. Was früher UV- oder Skylight-Filter bewerkstelligten, das erledigen heute Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop und Lightroom, oder Luminar und Pixelmator. Bleibt als wichtige Filterfunktion eigentlich nur noch der Schutz für die Linse.
Doch gerade bei Video-Aufnahmen spielt das sogenannte Bookeh eine große Rolle. Die Schärfentiefe stellt einen Gegenstand vor dem Hintergrund frei. Das geht bevorzugt bei offener Blende (oder bei starker Telewirkung). Und die offene Blende kann man bei halbwegs normalen Lichtbedingungen noch durch eine geringere Verschlusszeit ausgleichen, selbst beim Video, obwohl eine Faustregel davon abrät.
Das bedeutet, dass im strahlenden Sonnenschein eine offene Blende auch bei ISO 100 einfach nicht mehr drin ist. Und das Abblenden auf 5,6 oder 8 macht das Bokeh zunichte, die Tiefenschärfe wächst erheblich.
Hier kommt der ND-Filter ins Spiel: Ein Graufilter, der das Bild abdunkelt. Um das auszugleichen, öffnet man die Blende und der Bokeh-Effekt ist wieder nutzbar. Die ND-Filter gibt es als Fader. Man muss also nicht verschiedene Filter kaufen, die 2x-, 4x- oder 8x die Belichtungszeit verlängern. Durch Drehen am Filterring wird ähnlich wie beim Polfilter der Wert verändert, in diesem Fall wird das Bild einfach heller oder dunkler.
ND-Fader: stufenlos verstellbar
Diese ND-Fader haben Fotografen und Videofilmern das Leben und Arbeiten einfacher gemacht. Statt jedes Mal einen anderen Filter aufzuschrauben, genügt der Dreh am Filterring. Kompliziert und teuer wird es, wenn man mehrere Objektive mit mehreren Festbrennweiten hat. Und das ist druchaus öfters der Fall.
Fängt man zunächst mit einem alten analogen Normalobjektiv seiner früheren SLR an, einem 1,8/50 mm, dann kommt man schnell auf den Geschmack und möchte weitere preiswerte anloge Festbrennweiten nutzen, um den gleichen Funktionsumfang zu haben, wie man ihn mit Zoomobjektiven hat. Dann heißt es wieder, bei jedem Objektivwechsel auch den Filter umzusetzen. Und da die meisten Objektive verschiedene Durchmesser haben, muss man jedes Mal mit einem oder mehreren Adapterringen den ND-Filter anpassen. (18-teiliges Step Up Metall Ring Filter Set)
ND-Filter vor oder hinter dem Objektiv
Einfacher geht es, wenn man beim Ansetzen der meist älteren manuellen Objektiven der Spiegelreflex-Kameras bereits einen Adapter mit eingebautem ND-Filter kauft. Die Folge ist, dass das lästige Ummontieren der ND-Filer ausbleiben kann – solange man die Fremdobjektive des gleichen Herstellers verwendet.
Wer also früher beispielsweise mit Canon fotografiert und aus dieser Zeit noch einige analoge Festbrennweiten hat, der kann für seine neue Kamera, beispielsweise eine Sony, einmal einen Adapter kaufen von Canon EF auf Sony E-Mount. Dieser passt dann für alle alten Canon Objektive und nutzt automatisch auch bei jedem Objektiv den integrierten ND-Fader. (Zum Beispiel Vizelex ND Throttle Lens Mount Adapter from Fotodiox Pro – Canon EOS (EF, EF-s) Lens to Sony E-Mount Camera)
Die Kosten halten sich zumindest bei dem oben beschriebenen Modell in Grenzen. Denn die Preise für gute ND-Filter und ND-Fader sind relativ hoch. Außerdem braucht man ja normalerweise noch die Adapterringe. Alternative ist, Du kaufst verschiedene Filter in verschiedenen Größen, was aber noch teurer ist. Zwar gibt es einfache Adapter schon für deutlich weniger Geld. Aber angesichts der Tatsache, dass man hier einen Artikel mit Zusatznutzen kauft, erscheint die Ausgabe sicher vielen Video-Filmern vertretbar. Erst recht, wenn sie bei Filmaufnahmen schon entsprechende Erfahrungen mit den ND-Filtern gemacht haben.
Lösungen für fast jeden Bereich
Bleiben eigentlich nur noch zwei Fragen offen: Warum gibt es normale Objektive nicht schon mit einem eingebauten ND-Filter. Und warum besitzen moderne Kameras, die ganz offensichtlich für Video-Aufnahmen bestens ausgestattet sind, nicht dieses Feature, nämlich eine interne Regelung des Grauwert-Filters? Bislang ist das Profi-Kameras vorbehalten, aber wir haben ja gelernt, dass moderne Technik auch in unteren Preisklassen nach und nach verfügbar gemacht wird.
Übrigens gibt es auch bei vielen Kompaktkameras die Möglichkeit einen ND-Filter aufzusetzen. Für meine Lumix LX 100 mit 43 mm gibt es zum Beispiel einen preiswerten ND-Fader von Fotga für gerade mal 12 €. Dafür, dass das nicht meine Haupt-Videokamera ist, bin ich mit dieser preiswerte Lösung sehr zufrieden. Auch bei Amazon erhält der Filter überwiegend gute Beurteilungen. (Fotga Einstellbare 43mm Fader ND Filter)
Auch Actionkameras wie die GoPro oder die DJI Osmo Action lassen sich mit ND_Filtern versehen, ebenso die kleine DJI Osmo Pocket, fast alle Smartphones und auch Drohnen wie die DJI Mavic Air oder Spark.
Der spezielle Video-Bonus: Bewegungsunschärfe
Aber wozu sollte ich für diese Linsen, die für Bokeh und geringe Tiefenschärfe eher unbrauchbar sind, überhaupt durch ND-Filter das einfallende Licht reduzieren? Hier kommen wir auf die 180-Grad-Shutter-Regel. Kurz gesagt geht es dabei darum, wie Bewegungen in einem Video (oder auch im Kinofilm oder Fernsehen) wahr genommen werden.
Hier sind nämlich knackscharfe Aufnahmen, bei denen Bewegungen in jedem Einzelbild eingefroren werden, nicht hilfreich. Das menschliche Auge nimmt Bewegungen eher dann flüssig wahr, wenn es zu einer kleinen Bewegungsunschärfe bei den Einzelbildern kommt. Die Faustregel für manuelle Videobelichtungen empfiehlt deswegen, dass der Wert für die Belichtungszeit höchstens das Doppelte der Bilder pro Sekunde (FPS) betragen sollte.
Klingt komplizierter als ist. Als Standard gelten 24 bzw. 25 Bilder pro Sekunde, die Belichtungszeit sollte also 1/48 oder 1/50 betragen (oder nahe dran sein). Dann wirken Bewegungen nicht abgehackt und hakelig.
Was bringt der ND-Filter auf den Mini-Kameras?
Für Drohnen gibt es meist keine ND-Fader, sondern einzelne Filter in Sets zu kaufen. Über die Qualität der Mini-Filter für Drohnen gibt es zahlreiche Videos, aber meines Erachtens kaum brauchbare Aussagen. Für meine Mavic Air gibt es Angebote im Bereich zwischen 14 Euro für drei Filter bis zu deutlich über hundert Euro für sechs oder mehr Filter. Oft werden hier auch kombinierte Filter angeboten, die den ND-Filter und einen Pol-Filter verbinden.
Sonderfälle Video: Timelapse, Selfie
Während diese Regel für alle Videoaufnahmen gilt, gibt es Sonderfälle, in denen ND-Filter wichtig oder auch falsch sind. Bei Timelapseaufnahmen wird die Aufnahme viel flüssiger, wenn die passenden Verschlusszeiten für die Einzelaufnahmen verwendet werden. Und preiswertere Drohnen erlauben keine Blendenvorwahl, um damit die Belichtungszeiten manuell zu verlängern. Man kann nur die Automatik damit ausbremsen, dass man durch einen ND-Filter weniger Licht auf den Sensor lässt.
Wintzigerweise gibt es auch zumindest einen Fall (nach meiner Erfahrung), wo man auf die verlängerten Verschlusszeiten bei Videos verzichten sollte. Immer öfter werden Videos für Selfie-Fotos genutzt. Das hängt damit zusammen, dass das Auslösen aus der Ferne manchmal knifflig ist und viele Einzelaufnahmen aufwändig sind. Wer nachher Einzelbilder aus einem 4K-Video für Selfies nutzen möchte, hat es einfacher. Aber er braucht dafür eine schnelle Verschlusszeit und eben keine Bewegungsunschärfe.