Du kannst Deine Apple Watch mit der Apple Watch Kamerafernbedienung dazu nutzen, die Kamera Deines iPhones fernzusteuern. Was auf den ersten Blick als nett aber nutzlos erscheint, hat tatsächlich einige Funktionen, die sich gut im Alltag eines Videofilmers nutzen lassen. Und auch wer bislang sein iPhone nicht für Fotos und Videos genutzt hat, findet mit der Apple Watch Kamerafernbedienung interessante Anwendungsmöglichkeiten.
Gedacht ist die Apple Watch Kamerafernbedienung auf dem kleinen Bildschirm der Apple Watch (bei mir ist es die Apple Watch SE mit dem kleinen 40-mm-Display) wahrscheinlich vor allem dafür, die so beliebten Selfies mit dem iPhone (bei mir das iPhone 11) zu unterstützen. Dafür spricht, dass man in der App Kamerafernbedienung neben dem Vorschaubild vor allem den roten Aufnahmeknopf sieht und den Timer, der auf 3 Sekunden voreingestellt ist. Aber der Timer in der Apple Watch Kamerafernbedienung lässt sich abschalten bzw. auf Null stellen und Auslösefunktionen kann man auf fast alle Kamerafunktionen wie Video, Zeitraffer, Zeitlupe und Porträt anwenden. lediglich die Panoramafunktion ist in der App Kamerafernbedienung logischerweise nicht nutzbar, da man hier zeitgleich sowieso das iPhone bewegen muss. Sollten die App Kamerafernsteuerung und das iPhone nicht gleich zueinander finden, genügt es meistens eines oder beide Geräte neu zu starten.
Hilfreich ist auch, dass man die (leider nur) zweitwichtigsten Einstellungen auf der Apple Watch vornehmen kann. Das sind die Wahl zwischen Front- und Rückkamera, die Blitzsteuerung, der Timer für den Selbstauslöser kann auf Null oder drei Sekunden gesetzt werden, man kann Live Photo steuern und HDR. Was nicht geht, ist auf der Apple Watch den Wechsel zwischen Foto und Video und den anderen Aufnahmearten vorzunehmen.
Dazu muss man direkt auf das iPhone zugreifen. Auch diverse andere Einstellungen der Kamera App lassen sich nur am iPhone steuern. Eigentlich vermisst man das auch nicht. Erst als ich festgestellt habe, dass die Reichweite für die Verbindung zwischen Apple Watch und iPhone locker mehr als fünf Meter beträgt, erschien es mir doch praktikabel, noch mehr einstellen zu können.
Erstaunlicherweise kann man über das Tippen auf das kleine Apple Watch Display sogar die Fokus- und Belichtungszone festlegen. Und über das Scrollrad (Digital Crown) an der Watch kann mein ein- und auszoomen.
Zwei Haupt-Einsatzbereiche
Vor allem in zwei Bereichen lohnt sich die Verwendung der Apple Watch Kamerafernbedienung, wenn man sie sowieso schon dabei hat. Das eine sind die klassischen Selfies. Dazu ist die Kamera möglichst auf einem Stativ mit Smartphone-Halterung platziert. Und den Auslöser verwendet man wie andere Fernauslöser auch. So kann man ja zum Beispiel die kabelgebundenen Ohrhörer verwenden, um mit der Laut-/ Leise-Taste auszulösen. Einen Tick mehr Sicherheit gegen Verwacklungen bietet die Apple Watch.
Der andere wichtige Einsatzbereich sind Selfies als Fotos und Videos mit qualitativ besseren Rückkamera. Das Problem bei der Verwendung dieser Hauptkamera ist ja, dass man das Bild und seine Selbstdarstellung nicht auf dem Display kontrollieren kann. Das geht ja nur mit der Frontkamera.
Ein einfacher Trick besteht nun darin, die Apple Watch mit dem Armband über das Smartphone zu schieben, so dass dass das Display der Apple Watch auf sich selbst gerichtet ist. So sieht man zwar noch immer die Rückseite des Smartphones, aber das kleine Apple Watch Display genügt, um den Ausschnitt und Posen zu kontrollieren.
Die Extras
Vor allem in Verbindung mit einem Stativ erhält man viele weitere gute Aufnahmemöglichkeiten, die man mit der Apple Watch und der App Kamerafernbedienung kontrollieren kann. Wer sich selbst filmt, zum Beispiel für Youtube-Videos oder im Hochformat für Instagram Reels, der kann nun leichter Aufnahmen starten und stoppen. Und kann dabei gleichzeitig die Ansicht auf de, Watch-Display kontrollieren – egal, welche Kamera er benutzt. Das Umschalten zwischen Front- und Rückkamera kann man ja wie beschrieben über die Einstellungen auf der Apple Watch vornehmen.
Video startet ebenfalls mit oder ohne den 3-Sekunden-Vorlauf, wie die Foto-Aufnahme. Und sie endet auch wahlweise mit oder ohne Vorlauf. Die Aufnahmedauer ist bei allen Videoaufnahmen oben auf der Watch eingeblendet.
Bei Slo-Mo, der Zeitlupen-Aufnahme erscheint nur noch der rote Aufnahmeknopf mit dem charakteristischen gestrichelten Rand.
Auch bei Zeitraffer-Aufnahmen erscheint dieser gestrichelte Rand.
Bei Porträts erscheint auf der Watch der Hinweis ‘Tiefeneffekt’ und ggf. auch Hinweise wie ‘Näher heran’. Auf dem iPhone sieht man die Auswahlart wie ‘Natürliches Licht’ und evt. den Hinweis ‘Abstand verringern’.
Lediglich die Panorama-Funktion wird nicht unterstützt.
Weitere Funktionen sind zum Beispiel das Betrachten der so aufgenommenen Fotos, in die man auf der Apple Watch sogar mit dem Scrollrad hineinzoomen kann.
Ist das hilfreich?
Wer viele Aufnahmen mit seinem iPhone macht und auch daran gewöhnt ist, das Smartphone zusammen mit einem Stativ einzusetzen, der hat durch die Fernsteuerung und die Bildkontrolle mit der Apple Watch einige Vorteile. Wer nur gelegentlich mal ein Foto oder Video aus der Hand aufnimmt, der erledigt das wohl auch künftig schneller ohne Apple Watch. Bei mir betrug die Übertragungsreichweite in geschlossenen Räumen bis zu fünf Metern (mehr konnte ich nicht testen). Als hilfreich erwies sich zudem, dass man die Kamerafunktion des iPhones über diese Entfernung auch starten konnte – ohne das Entsperren über Face ID.
Mein Fazit: Für mich ist das in einigen Situationen durchaus nützlich. Und da Fernauslöser und Steuerungen schon bei ‘normalen’ Kameras ein heikles Thema sind, ist die einfache (und kostenlose) Lösung fürs iPhone über die Apple Watch sehr willkommen.