Eine Kamera fernzusteuern ist in vielen Situationen sehr hilfreich. Zum Beispiel ist diese erschütterungsfreie Auslösung bei allen längeren Belichtungszeiten ein „Lebensretter”. Aber auch für Gruppenfotos und Selfies erhöhen sich die Aufnahme- und Gestaltungsmöglichkeiten ganz deutlich. Die meisten modernen Kameras sind für diese Fernsteuerung bereits vorbereitet, andere lassen sich leicht und preiswert nachrüsten. Bevorzugt eingesetzt wird die Kamera-Fernsteuerung von allen, die sich selbst in Fotos und Videos festhalten wollen, weil zum Beispiel fremde Hilfe gerade nicht verfügbar ist.
Für alle Variationen von erweiterten Selfie-Aufnahmen ist eine sogenannte Remote-Lösung unerlässlich, wenn man keinen Freund, Partner, Kollegen zur Hand hat, der mit viel Geduld solche Foto-Sessions begleitet. Denn meistens geht es ja hier – wie auch in anderen Aufnahmesituationen – ums Gestalten. Es ist meistens nicht mit dem Blick des Helfers durch den Sucher getan. Denn als Fotograf und Videofilmer hat man ja meistens schon sehr genaue Vorstellungen, wie das Ergebnis aussehen sollte. „Alles drauf” alleine genügt also meistens nicht.
Im Prinzip sind die Fernauslöse-Aufnahmen ja nichts neues. In Zeiten analoger SLR-Kameras konnte man für relativ viel Geld spezielle Kabelfernauslöser kaufen. Und nicht genug damit, auch ferngesteuerte Blitze ließen sich durch meterlange Kabel fernzünden. Heute dominieren drei kabellose und kostenlose / billige Methoden für die Kamera-Fernsteuerung.
Die Kamera-Fernsteuerung durch Apps
Da die meisten Kameras heute bereits WLAN und Bluetooth an Bord haben, liegt kaum etwas näher, als das Smartphone mit einer App für die Fernauslösung zu nutzen. Ich habe für die Canon-Kameras die Canon Camera Connect App als Kamera-Fernsteuerung im Einsatz (bei der Canon EOS M6 und der alten Canon 550D) und für Panasonic die Image App (bei der Lumix G81 und der Lumix LX100.
Auch für Nikon-Kameras gibts eine App, und Sony lagerte die App-Lösung einige Zeit in eine Kauf-App aus. Inzwischen soll für einige Kameras wohl eine kostenlose Kamera-Fernsteuerung verfügbar sein.
Gemeinsam ist diesen App-Lösungen die wohl größte Kontrollmöglichkeit. Immerhin kann man an seinem Smartphone das Bild sehen und Korrekturen vornehmen, bevor man auslöst. Der Weg dahin ist allerdings höchst unterschiedlich.
Die Canon App sucht für die Kamera-Fernsteuerung automatisch das Netzwerk, lässt sich die Verbindung kurz bestätigen, dann sieht man bereits das Sucherbild / Displaybild und kann etliche Sachen ändern: Blende, Belichtungszeit, Belichtungskorrektur. Auch der Fokusbereich lässt sich zum Beispiel an der EOS M6 ändern. Wie an der Kamera kann man auch auf dem iPhone per Touchscreen der Fokusbereich festlegen. Und natürlich kann man auch auslösen.
Die Panasonic App als Kamera-Fernsteuerung macht beim Start einen Umweg: Hier muss man zuerst über die Kamera die WLAN-Funktion starten, dann mit dem Smartphone das passende Netz suchen. Dann die App auf dem Smartphone öffnen und dann lassen sich auch hier zahlreiche Einstellungen am Handy-Display vornehmen und natürlich auch das Auslösen und Filmen.
Ganz unterschiedlich kann das Verhalten der Apps sein. So gibt es bei mir manchmal Verbindungsabbrüche, der Entfernungsbereich für die Übertragung ist unterschiedlich, was vielleicht auch von der Batterieladung abhängt. Und es kommt gelegentlich zu Abstürzen oder Abschaltungen.
Fernsteuerungen
Natürlich gibt es sie immer noch: Fernsteuerungen, die an einen Kabelanschluss der Kamera montiert werden. Ich verwende davon nur noch eine und die ausschließlich für Timelapse-Aufnahmen. Die Einstellungen werden am Handteil des Fernauslösers mit einem kleinen Display vorgenommen, sind manchmal etwas knifflig und die Fernsteuerungen kosten im Bereich von einigen Zehnern bis Hundertern.
Mini-Auslöser
Wesentlich einfacher gestaltet, leichter und billiger sind die einfachen Fernauslöser, wie wirklich auch nichts anderes machen, als auslösen. Aber das kann ja in vielen Fällen auch schon genügen.
Für die Canon Kameras verwende ich den original Canon RC-& Infrarot Fernauslöser (Canon Remote RC-6 rund 20 €). Hierzu muss ich lediglich in den Einstellungen für Selbstauslöser an der Kamera das Symbol für den Selbstauslöser wählen. Logischerweise ist diese Einstellung nach dem Abschalten deaktiviert und man dann muss wieder ins Menü.
Praktisch ist diese einfache Lösung, wenn die Kamera ein Klapp-Display hat, in dem man sich vor der Auslösung auch vor der Kamera stehend kontrollieren kann.
Smartphone-Auslöser
Für fast alle Smartphone gibt es für rund 10 Euro Mini-Auslöser (ich benutze diesen: Bluetooth Remote Control), die mit iOS und Android-Handys funktionieren. Diese Mini-Teile sind batteriebetrieben, die Batterie-Lebensdauer ist aber zumindest bei mir ziemlich lang. Bei der Kombination von dieser Fernsteuerung mit meinem iPhone 6s gibt es auch nichts weiter einzustellen. Bei der Auslösung wird scharf gestellt und dann mit der gewählten Voreinstellung (Foto, Video, Timelapse, Slo-Mo) ausgelöst.
Wer mehr Kontrolle haben möchte, der nimmt am Smartphone, das mit einer Smartphone-Halterung auf einem Stativ befestigt ist, die entsprechenden Einstellungen vor. So lässt sich bekannterweise der Fokusbereich und die Belichtung manuell einstellen, was man sinnvollerweise an einem Objekt macht, dessen Platz man nachher für die Selfies selbst einnimmt.
Fazit
Wege, um sich selbst im Bild oder Video festzuhalten gibt es (fast) immer. Die technische Seite ist auf verschiedenen Wegen mehr oder weniger komfortabel nutzbar. Und das Ganze geschieht kostenlos oder für wenig Geld. Den verbesserten Möglichkeiten stehen nur wenige Widrigkeiten entgegen: Abbrüche der Verbindung zum Beispiel bei den Apps oder im einen oder anderen Fall eine ungenügende Reichweite für das, was man vor hat.