
Weihnachtsfotos mit Lichtern und einem schönen Bokeh gelingen am besten bei offener Blende.
Weihnachtsfotos haben in der Jahressammlung unserer Bilder immer einen besonderen Stellenwert. Wir erinnern uns gerne an die vergangenen Weinhachtsfeste, wir schauen nach, was es zu essen gab und welche Geschenke verteilt wurden. Und weil gerade alle beisammen sind machen wir viele Porträts und Gruppenfotos zur Erinnerung. Viele Bilder werden nach zwölf Monaten wieder herausgekramt, etliche landen als Abzüge bei Freunden, Bekannten und Verwandten. Und einige sollen es auch die inzwischen weit verbreiteten Jahrbücher schaffen, die in vielen Familien als kleine Familienchronik geführt werden.
Mit etwas Vorbereitung und Planung werden die wichtigsten Bilder dieses Mal echte Hingucker!
Anstatt die Bedingungen für die wichtigsten Foto-Kategorien aufzulisten, will ich an der Stelle einfach mal ein paar Tipps für die populärsten Bildthemen geben.

Akzeptables Licht und ein geringer Unschärfebereich ohne störenden Hintergrund, das genügt für viele Food-Fotos.
Weihnachtsfotos: Das Essen
Kein Zweifel, die Gänge des Festtags-Menüs sahen großartig aus. Alle hatten sich solche Mühe gegeben. Aber in den Weihnachtsfotos wirkt alles etwas unscharf, unordentlich und ziemlich dunkel.
Essen sieht dann am besten aus, wenn alles Störende weg ist. Keine feixenden Grimassen im Hintergrund, keine benutzten Gläser und das Geschirr der vorigen Gänge. Um die dekorativen Teller auch optisch herauszulösen, gibt es zwei probate Mittel.
Die erste Möglichkeit ist, ein leichtes Tele-Objektiv für Deine Weihnachtsfotos vom Essen zu verwenden. Das kann auch die Zoom-Einstellung im Kit-Objektiv sein. Und das in Verbindung mit einer möglichst weit geöffneten Blende und einem hohen ISO-Wert. An Deiner Kamera ist das die Einstellung mit der Zeitautomatik: Die Blende wählst Du mit einem möglichst geringen Wert vor (1,7 bis 2,8 wenn möglich).
Der Hintergrund sollte jetzt ein deutliches Bokeh zeigen. Er ist etwas unscharf, damit sich das Hauptmotiv deutlich abhebt. Aber ein unattraktiver Hintergrund ist auch unscharf noch störend. Versuche, etwas Dekoratives in den Hintergrund Deines Bildes zu rücken. Stell doch einen besonders dekorativen Teller auf die Anrichte, dann hast Du mit der Wand einen ruhigen Hintergrund. Sehr gut wirken die allgegenwärtigen Lichterketten im Hintergrund. Sie sollten soweit vom Hauptmotiv entfernt sein, dass sie wegen des Unschärfebereichs nur noch als verschwommene Lichtflecken zu sehen sind. (Titelfoto mit einem 35mmObjektiv, Lichtstärke 1,5 für Canon aufgenommen)
Die andere Möglichkeit für gute Food-Fotos ist fast noch einfacher. Du fotografierst senkrecht von oben auf Deinen Teller, die Servier-Platte oder ein anderes Detail. Weil es an Weihnachten nicht in allen Wohnzimmern so strahlend hell ist, solltest Du die ISO-Einstellung (das ist sozusagen die „Filmempfindlichkeit”), immer auf Automatik stellen. Oder auf einen höheren, aber nicht den maximalen Wert. ISO 800 sollte in vielen Fällen ausreichen.

Ein Einzelblitz für indirektes Licht oder noch besser zwei ferngesteuerte Blitze indirekt ergeben ein schönes Licht auch im dunklen Wohnzimmer.
Die Menschen
Immer wieder schön werden Weihnachtsfotos, wenn sich Menschen unbeobachtet fühlen. Etwas mehr Abstand ist dabei hilfreich, dazu noch die Zoomfunktion Deines Objektivs oder eine längere Festbrennweite. Wenn ein Blitz nötig ist, richte ihn gegen die Decke und nutze das indirekte Licht. Auch hier bist Du mit einem höheren ISO-Wert oder der ISO-Automatik gut bedient.
Ganz anders ist die Situation bei Gruppenfotos. Schüsse aus dem Hinterhalt funktionieren hier nicht Hier ist Deine Fähigkeit als Regisseur gefragt. Arrangieren, Kontrollieren, Fotografieren – und dann wieder von vorne beginnen. Mach mehrere Variationen, Kontrolle immer wieder die Gruppe und das Ergebnis. Wenn die Kinder nicht im Bild sind, Onkel Heinz schon wieder geblinzelt hat oder die Nichte gelangweilt in die Gegend schauen, dann wirkt das einfach nicht so gut, als wenn alle in die Kamera lachen. Oder zumindest lächeln. Das laute „1-2-3-Cheese” ist zwar schon in die Jahre gekommen, wirkt aber immer noch.
Lieber ein paar Bilder mehr machen und ein paar Mal zu oft kontrollieren. Nutze auch die Bildlupe Deiner digitalen Kamera für die Kontrolle. Es ist immer peinlich, wenn man allen Beteiligten später ein unscharfes Bild präsentiert.
Halte für das Gruppenbild ein Stativ griffbereit. Ich weiß, dass das der Stimmungskiller ist, wenn man als Fotograf beim Familienfesten anfängt ein Stativ aufzubauen. Aber sonst fehlt ja zwangsweise immer der Fotograf auf den Gruppenbildern.
Eine gute Idee sind auch Einzelporträts. Erst recht dann, wenn zu Weihnachten Menschen zusammen kommen, die man sonst lange Zeit nicht zu Gesicht bekommt. Sichere Dir eine schöne Ecke des Raumes mit gutem Licht und ruhigem Hintergrund. Ich kann Dir versichern: Spätestens nach Weihnachten sind alle an den Bildern interessiert.

Schöneres Bokeh durch mehr Lichtstärke.

Auch mit einem Standardzoom und der Tele-Einstellung bekommt man einen akzeptablen Unschärfebereich für Weihnachtsfotos.
Die Geschenke
Ja, auch an die Geschenke erinnern wir uns später gerne. erst recht, wenn wir in alten Weihnachtsfotos stöbern. Sie sehen noch nagelneu aus, werden natürlich ausführlich begutachtet und neben den reinen Erinnerungsfotos von den Kindern mit strahlenden Augen und dem Geschenk-Karton, sind vielleicht auch die Produkte an sich noch nach Jahren interessant.
Vielleicht ist das eher ein Thema für den Morgen am 1. Weihnachtsfeiertag. Wenn wieder natürliches Licht vorhanden ist, das Geschenkpapier und anderes weggeräumt ist, dann kannst Du einige Dinge nochmal in Szene setzen. Auch hier – wie beim Essen – entweder vor einem reizvollen Hintergrund mit Tele-Einstellung und offener Blende. Oder senkrecht von oben. Und auch hier macht sich ein einfacher Hintergrund gut oder eine im Unschärfebereich befindliche Lichterkette.
Jetzt, wo etwas mehr Zeit zum Fotografieren ist und nicht alle gleich genervt reagieren., bieten sich auch Porträts mit Geschenk an.

Manchmal bringen auch schöne Detailfotos viele gute Erinnerungen zurück. Omas Goldrand-Service und die geschliffenen Gläser zum Beispiel.
Stimmungsbilder
Wer schon viele Feste fotografiert hat, der kennt auch das Gefühl, das etwas fehlt. Du konzentrierst Dich als Fotograf auf das „Wesentliche”. Menschen, Geschenke, die Handlung, das Essen – das alles soll gut aussehen. Einen Trick kann man sich von guten Hochzeitsfotografen auch für Weihnachtsfotos abschauen. Sie fotografieren unheimlich viele Details. Nun bist Du kein Profi mit einem Auftrag und sollst in erster Linie das Weihnachtsfest genießen. Aber davor und danach lassen sich auch noch viele gute Details stimmungsvoll festhalten. Das reicht von den vielen Schuhen der Gäste vor der Haustüre bis zu netten Details aus der Küche.
Keines dieser Bilder ist so wichtig, dass zu „dem” Weihnachtsbild wird. Aber in einer Sammlung von Bildern sind die vielen kleinen Details das Tüpfelchen auf dem i.

Bokeh, also ein schöner Unschärfebereich, macht zusammen mit Lichteffekten auch einfache Bilder ansprechender.
Drei Standard-Tipps für friedliche Feiertage
Mancher begeisterte Fotograf und Chronist merkt nicht, wenn andere leicht genervt reagieren. Im Vordergrund stehen für die meisten Menschen andere Themen als das Fotografieren. Richtig vordrängen darfst Du Dich bei Gruppenfotos, da braucht man Aufmerksamkeit. Andere Themen lassen sich eher dezent aus dem Hintergrund fotografieren, nebenher oder gleich am nächsten Tag.
Licht zaubert an Weihnachten eine ganz besondere Stimmung. Für gute Fotos reichen aber Christbaumkerzen meistens nicht aus. Einen Blitz zur Hand zu haben ist hilfreich. Eine Lichtquelle im Raum zu nutzen zu können, ebenfalls. Wenn also in einer Ecke des Raumes das Licht besser ist als anderswo, kannst Du Dich dorthin zurückziehen für einige Fotos. Und die hier schon viel zitierte Lichterkette im Hintergrund sollte besser nicht diejenige sein, die noch am Baum hängt. Im Baumarkt bekommst Du für wenig Geld schon eine kleine Lichterkette, die vollkommen ausreicht. Oder Du nutzt eine, die Du schon ausgemustert hattest wegen einiger kaputter Lichter, für diesen Zweck.
Wesentlich zur guten Laune des nächsten Festes trägt es bei, wenn Du Deine Bilder zeitnah und unaufgefordert unter die Leute bringst. Dann hat auch jeder Deiner Gäste das Gefühl, das hat sich doch gelohnt. Bring die Bilder, solange die Erinnerungen noch frisch sind. Und nötigenfalls verschicke Emails mit den besten 10 Fotos, die Du speziell für den jeweiligen Empfänger aussuchst.