
Kompakte Kamera, wenige Objektive und Zubehör: Sie macht Landschaftsfotografie Spass.
Landschaftsfotografie erscheint den meisten Fotografen als der einfachste, selbstverständlichste Themenbereich. Jeder hat aus dem Urlaub schon gute Fotos mitgebracht. Und jeder ist überzeugt, dass er mit etwas mehr Zeit und Gelegenheit noch bessere Ergebnisse vorweisen könnte. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, ein zumindest geübter Blick fürs Motiv, et voilà: tolle Ergebnisse in der Landschaftsfotografie scheinen sicher.
Richtig daran ist, dass man ohne große Ausrüstung gute Ergebnisse bekommen kann. Und neben Porträts ist die Landschaftsfotografie, vor allem von Reisen, am ehesten mit emotionalen und guten Erinnerungen verknüpft. Wer sich näher mit dem Thema beschäftigt, wer gute Aufnahmen unbedingt haben will oder dringend braucht, der sollte aber ein bißchen planen – und üben.

Landschaftsfotos entstehen oft nur nebenher.

Die passende Ausrüstung haben und sie kennen – das spart Urlaubsgepäck

Landschaftsaufnahmen sind ein Thema, an dem fast kein Fotograf vorbeikommt.
Landschaftsfotografie ist für mich nach langen Jahren als Journalist und Fotograf noch immer ein spannendes Thema – auch mit gelegentlichen Misserfolgen. So ist zum Beispiel manchmal das Motiv „verbaut”, das Licht ungünstig oder die Tageszeit falsch. Oder man hat bei den Kamera-Einstellungen eine Kleinigkeit übersehen, über die man sich später ärgert.
Meine Tipps fassen zusammen, was vor allem Einsteiger berücksichtigen sollten, wenn sie ein neues Projekt starten, wie zum Beispiel einen Foto-Kalender. Erfahrene Fotografen kommt etliches bekannt vor.
Landschaftsfotografie – die Grundausstattung

Mein Tipp: APS-C Kameras sind ein guter Kompromiss aus Preis und Qualität.
Kamera
Auf die Eigenheiten der Sensorgrößen bin ich hier bereits eingegangen. Mein Credo lautet: Jede Kamera ist die richtige für Landschaftsfotografie. Fotografen schielen ständig nach Neuerungen und technischen Verbesserungen – meist öfter als nötig. Mit Micro-Four-Third Kameras, mit APS-C Sensoren und mit Vollformat machst Du nichts verkehrt. Auch das Smartphone funktioniert bei guten Bedingungen für Landschaftsfotos.
Kernthema ist oft die Auflösung. Wenn Du eine Doppelseite oder ein Kalenderformat DIN A3 drucken möchtest in bester Qualität, dann reichen Dir 24 Megapixel. Das liefern zum Beispiel viele Einsteigerkameras von Canon mit APS-C Sensor (EOS M 100 mit Wechselobjektiven). Für das Bild an der Wand genügt weniger Auflösung: Je größer das Bild, desto größer der Abstand des Betrachters. Da reichen statt der 300 auch manchmal 150 dpi.
Ganz praktische, banale Hürden: Viele Landschaftsfotografen nutzen ausschließlich das Querformat. Für ein Titelfoto oder in einer Reportage, brauchst Du aber oft Hochformate. Ein Klapp-Display kann sinnvoll sein bei viel Sonne. Bei schwacher Display-Leistung erhöht eine Display-Lupe die Erkennbarkeit Deiner Motive.
Tipp: Auch MFT und APS-C Kameras liefern gute Bildqualität in der Landschaftsfotografie. Sie sind preiswerter als Vollformat und die Akkus halten wesentlich länger durch. Für beide Sensorgrößen gibt es Kameras mit Wechselobjektiven. Die ermöglichen Dir, auch später noch bessere oder passendere Objektive zuzukaufen. Ich finde APS-C-Kameras einen guten Kompromiss aus Gewicht, Größe, Preis und gebotenen Möglichkeiten. Modelle sind zB die 6000er-Serie von Sony und die Canon EOS M und die EOS D Modelle. (Die Canon EOS M6 nutze ich selbst).
Objektive
Die Fotografen-Erfahrung sagt: Besser Geld in ein gutes Objektiv investieren, als in die Kamera. Das Objektiv behältst Du oft über mehrere Kamera-Generationen hinweg. Auch hier gilt nach meiner Meinung: Jedes Objektiv, über das Du verfügst, ist das richtige. Festbrennweiten wird bessere Qualität als den Zoom-Linsen nachgesagt. Die Zooms mit Brennweiten von eta 24 bis 70 mm (auf Kleinbild bezogen) sind oft als Kit-Objektiv bei der Kamera dabei. Die meisten Fotos in der Landschaftsfotografie entstehen zwischen 24 und 50 Millimeter Brennweite.
Mehr Weitwinkel-Effekt sorgt oft für Verzeichnung, die Tele-Brennweite bei schlechterem Licht für Verwacklungen. Hohe Lichtstärke ist schön, aber nicht nötig. Für Landschaftsfotos empfiehlt sich ein Stativ und die Abblendung um mindestens zwei Blendenwerte. Spätestens damit sind die Ergebnisse kaum noch zu unterscheiden.
Tipp: Wechselobjektive bieten mehr Möglichkeiten, auch wenn Du die erst später nutzt. Kit-Objektive sind ok, Super-Zooms eher weniger. Für die meisten Landschaftsfotos sind Festbrennweiten im leichten Weitwinkel-Bereich optimal. Lichtstärken ab 2,8 sind gut brauchbar und lassen mehr Spielraum bei Freihand-Aufnahmen. Und: Kein Objektiv ohne Sonnenblende!

Sogenannte L-Brackets fungieren als Schnellwechselplatte und erlauben den schnellen Wechsel von Quer- zu Hochformat.
Zubehör
Viele engagierte Fotografen nutzen noch immer Filter (Grau- und Verlaufsfilter, auch Polfilter; UV-Filter halte ich nicht für nötig). Meiner Ansicht nach kannst Du den gleichen Effekt wie mit physischen Glasfiltern leichter mit Software wie Photoshop oder Lightroom erzielen. Unverzichtbar ist ein gutes Stativ, leicht und stabil, mit Kugelkopf. Und weil Einstellungen am Stativkopf nerven, kauf Dir für wenig Geld ein L-Bracket. Damit wechselst Du leichter vom Quer- aufs Hochformat. Praktisch sind Fernsteuer-Apps oder Funkauslöser: Bei längere Belichtungszeiten verwackelst Du sonst gerne die Aufnahme schon alleine durchs Auslösen. Ein Foto-Rucksack erleichtert Dir den Fußweg zu den schönsten Aufnahmepunkten. Die liegen meist nicht direkt an der Straße. Und wenn Dir diese Rucksäcke überteuert erscheinen: Es gibt ab etwa 20 Euro gepolsterte Einsätze, die man in jedem Rucksack oder einer Umhängetasche nutzen kann.
Tipp: Die ideale Ausrüstung ist die, die Du leicht und ohne Beschwerden herumtragen kannst. Eine DSLR mit Batterieteil mag handlich sein. Für eine Foto-Tour nehme ich aber lieber „nur” einen Ersatzakku und eine kleinere Kamera mit.
Planung
Zu richtigen Zeit am richtigen Ort – das klingt gut, klappt aber nicht immer automatisch. Eine Sonnenstand-App (mein Favorit ist Photo Pills) nennt Dir nicht nur Sonnenauf- und untergangszeiten. Sie gibt auch Dämmerungszeiträume an und zeigt Dir, aus welchem Winkel wann das Licht auf Dein Motiv fällt. Eine sehr lohnende Investition, denn mit dem falschen Licht war der Weg umsonst.
Google Maps oder etwas Vergleichbares brauchst Du, um die Entfernungen zwischen Aufnahmeorten zu ermitteln. Manche Planung scheitert einfach daran, dass man nicht rechtzeitig zu seinem nächsten Aufnahmeort kommt oder am Ende nur die Hälfte seiner Aufnahmeorte schafft. In den meisten Gegenden finde ich damit auch zuverlässig Fußpfade vom Parkplatz zu der Stelle, wo ich hin will.

Ohne Stativ wirds schon im Wald schwierig mit den Lichtverhältnissen.
Aufnahme-Tipps:
Der grundlegende Tipp lautet: Lerne Deine Kamera kennen. Am besten probierst Du die verschiedenen Menüs und Einstellungen zuhause durch. Und nimmst dann trotzdem noch das Handbuch mit zum Fotografieren. Kleiner Trost: Auch erfahrene Fotografen verirren sich ab und zu in den Tiefen der Einstellungs-Menüs. Erst recht dann, wenn man öfters zwischen Canon, Nikon und Panasonic wechselt. (Mir ist es unheimlich peinlich, wenn ich bei einem Modell eine Funktion suche, die es nur bei einem anderen Modell / einer anderen Marke gibt. Kommt aber vor.)
- Wähle als Dateiformat JPG, höchste Auflösung und beste Qualität (das betrifft die Komprimierung).
- Schalte das Gitter im Display Deiner Kamera ein. Und falls vorhanden auch die eingeblendete Wasserwaage.
- Schalte die Möglichkeit für ein digitales Einzoomen ab.
- Lege den ISO-Wert fest (keine automatische Anpassung), möglichst niedrig, zB bei 100.
- Wähle die Zeitautomatik: Die wählst die Blende vor (Abblendung um zwei bis drei Blendenstufen), die Zeit wird automatisch eingestellt.
- Schließe die Blende nicht zu weit, also möglichst nicht weiter, als zwei bis drei Stufen. Ist die größte Öffnung zum Beispiel 2,8 dann wären zwei Stufen 5,6, drei Stufen Blende 8. Die höheren Blendenwerte sorgen für eine schärfere Abbildung und (!) größere Tiefenschärfe. Gehst Du über dieses Normalmaß hinaus tritt Beugungsunschärfe auf, Deine Bildqualität wird also wieder schlechter.
- Wenn Deine Verschlusszeit länger als das Doppelte der Brennweite ist, nutze ein Stativ! Also bei 50mm sollte die Verschlusszeit mindestens 1/100 sein, bei 24mm mindestens 1/50 etc.
- Mit einem Zoomobjektiv machst Du am besten mehrere Aufnahmen mit wechselnden Zoom-Einstellungen bzw. Bildausschnitten. Jedes Einzoomen in der Nachbearbeitung verringert Auflösung und Bildqualität.
- In einigen Kameras kannst Du Dir Zebramuster anzeigen lassen für kritische Überbelichtungen. Die solltest Du dann manuell korrigieren. Die Anzeigen alleine verändert Deine Belichtungswerte noch nicht, sie zeigt Dir nur kritische Bildteile an.
- Bei manchen Landschaftsmotiven erkennt Dein Autofokus nicht mehr die richtige Entfernungseinstellung. Dann hilft Dir Fokus-Peaking (die scharfen Kanten werden farblich hervorgehoben).
- Sollte das Deine Kamera nicht haben, dann hilft auch eine eine Lupenansicht mit verschiedenen Stufen der Vergrößerung auf Deinem Display.
Üben ist bei Fotografen oder generell in der Kunst kein gerne verwendeter Begriff. Tatsächlich ist es nach meiner Meinung aber so wie bei vielen anderen Fertigkeiten. Wenn man etwas oft (und gerne) macht, dann werden meist auch die Ergebnisse besser.

Klingt langweilig, bringt aber viel: Lerne Deine Kamera kennen.