Gute Produktfotos braucht heute fast jeder irgendwann – für die Webseite, einen Shop, ein Angebot bei Ebay oder für die Sozialen Medien. Deswegen hatte ich hier schon mal beschrieben, wie Du ohne großen Aufwand zuhause zu guten Bildern kommst.
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In meinen Augen wird die Sache deutlich spaßiger und vielfältiger, wenn Du mit Deinem Produkt und einer kleinen Foto-Ausrüstung nach draußen gehst. Hier bei den Außenaufnahmen kannst Du natürliches Licht nutzen – in allen Variationen. Du kannst verschiedene Hintergrund nutzen. Und Du kannst alleine schon durch die Wahl der Umgebung wählen, ob Du Dein Produkt in einer ähnlichen Umgebung fotografierst. Also zum Beispiel technische Dinge umgeben von anderen Technik-Dingen. Glattes, schnörkelloses Design zusammen mit alten rostigen Gegenständen, was einen netten Kontrast bilden kann.
Und Du kannst bei Außenaufnahmen mit Abständen spielen. Das klingt zunächst nicht besonders prickelnd, hat aber viel Einfluss auf die Bildwirkung. Und für größere Abstände brauchst Du eventuell mehr Platz, als Du zuhause zur Verfügung hast.
Angepasste Umgebung
Was Du zuhause vielleicht nur mit Mühe und vielen Requisiten hin bekommst, das gelingt bei Außenaufnahmen oftmals leichter. Du kannst also Reise-Utensilien zum Beispiel an Bahnhöfen oder Flughäfen aufnehmen. Ein Autozubehör vor schicken Autos. Oder Sportgeräte (Skier, MTBs, etc.) vor einem eher sportlichem Hintergrund.
Aber selbst Allerwelts-Artikel profitieren bei Außenaufnahmen von einer schönen Location. Also Dinge, die in jeder Umgebung gut und passend wirken, wie eine Kamera, sehen im Einsatz attraktiver aus, als auf einem Wohnzimmer-Tisch. Ich finde, dass die richtige Umgebung auch mehr Lust und Interesse weckt. Wenn ich sehe, was ich mit dem Produkt machen kann, ist das ein zusätzlicher Anreiz.
Produktfotos: Außenaufnahmen mit dem Standard-Objektiv
Meine Vorgabe war auch hier (wie drinnen) eine Standard-Ausrüstung. Das ist eine Kamera ohne High-end-Features, also gerne eine einfache Systemkamera, Kompaktkamera oder auch eine DSLR. Und dazu ein Kit-Objektiv. In der Regel sind das Standard-Objektive mit einem geringen Zoom-Bereich. Umgerechnet auf das Kleinbildformat sind das Brennweiten von zB 35 bis 70 Milimetern.
Der Vorteil ist- und deswegen werden diese Objektive so gerne im Paket mit dem Kameragehäuse verkauft: Mn hat Variationsmöglichkeiten mit dem Bildausschnitt. Und wenn man mit Standard-Programmen fotografiert ist in der Regel einfach alles scharf. Das ist für viele Standard-Situationen hilfreich. Zum Beispiel im Urlaub, bei Familienfotos, bei Ausflügen.
Produkt-Darstellungen profitieren aber oft davon, wenn man sie sprichwörtlich in den Fokus stellt. Das bedeutet, dass die Umgebung unscharf abgebildet ist und der Blick auf das Produkt gelenkt wird. Dabei helfen Dir im Wesentlichen drei Dinge.
Offene Blende
Je weiter die Blende geöffnet ist, desto geringer ist die Schärfentiefe. Das hat manchmal auch Nachteile. Wenn Du ein Porträtfoto machst und die Nasenspitze ist scharf, die Augen aber schon nicht mehr, dann ist das nicht hilfreich. So dramatisch ist der Effekt aber nur bei sehr großen Blendenöffnungen wie etwa 1,4 oder 1,7. Bei Deinem Zoom-Objektiv liegt die größte Blendenöffnung wahrscheinlich irgendwo zwischen 3,5 und 5,6. Das reicht nur sehr bedingt zum Freistellen.
Zoom-Einstellung
Ein anderer Aspekt lässt die Tiefenschärfe ebenfalls schrumpfen. Je länger die Brennweite ist, dsto geringer wird dieser Schärfebereich. Aber auch hier ist Dein Zoomobjektiv mit etwa 70 Milimetern eher am unteren Rand der Möglichkeiten. Eine gute Brennweite für Porträts sind zum Beispiel 85 Milimeter, am besten noch in Verbindung mit einer großen Blendenöffnung. Bei 135 oder gar 200 Milimetern reciht dagegen auch eine kleine Blendenöffnung schon für diesen Schärfe-Unschräfe-Effekt.
Aber es gibt noch eine dritte Einstellung, die diese beiden Effekte von Blendenöffnung und Zoom verstärkt.
Die Abstände
Kurz gesagt reagiert Dein Objektiv sehr viel feinfühliger auf Fokus (also Entfernungseinstellung), wenn Du näher an Deinem Objekt dran bist. Bei alten, manuellen Objektiven hat man das schon sehr gut an den Einstellringen gesehen. Da entspricht zum Beispiel ein Verstellweg von drei Milimetern im Nahbereich einem Unterschied von 30 zu 35 Zentimetern. Und im Fernbereich deckt das vielleicht einen Bereich von drei Metern bis unendlich ab.
Das machst Du Dir zu nutze, in dem Du den Abstand zu Deinem Produkt möglichst gering hältst. Liegt Deine Naheinstellgrenze bei 30 Zentimetern, dann sollte ziemlich genau dort Dein Produkt platziert sein. Der erkennbare Hintergrund in Deinem Foto (zum Beispiel eine Wand) sollte jetzt möglichst nicht bei 40 oder 50 Zentimetern beginnen, sondern eher zwei Meter entfernt sein.
Und das ist auch schon der Grund, warum Du im Freien sehr viel mehr Spielraum für detailscharfe Aufnahmen hast, als zuhause. Wenn Du jetzt noch die Tele-Einstellung Deines Zoomobjektives benutzt, dann liegt eine gute Naheinstellung vielleicht bei etwa einem Meter. Und der Hintergrund kann gerne drei oder vier Meter weit weg sein.
Und Zack, da ist er: Der Freistellungs-Effekt mit einem Standard-Objektiv ohne alle zu große Lichtstärke. Das einzige, was Du jetzt noch gut brauchen kannst ist eventuell ein Stativ, für wiederholbare Einstellungen. Und wenn die Umgebung sehr hell ist, kann ein Graufilter hilfreich sein. Aber wenn Du die Blende ganz aufmachst und die Verschlussgeschwindigkeit dafür kürzer wird, dann fotografierst Du eben mit einem Tausendstel. Auch Kompaktkameras kommen heute auch auf sehr viel kürzere Verschlusszeiten.