Youtube-Kanal oder Podcast? Diese Frage stellen sich einige Youtuber in diesen Tagen, denn Podcasts sind ein neuer Trend, an dem kaum jemand vorbei kommt. Die Zuhörerzahlen sind selbst bei jüngeren Podcasts schon recht gut. Und auch lange Beiträge von mehr als einer Stunde werden von den Zuhörern offensichtlich gerne akzeptiert.
Aber abgesehen von der Frage, ob man seine Plattform wirklich nach aktuellen Trends und Publikums-Lieblingen ausrichten soll, ergeben sich viele andere Fragen. Beiden Medien, Podcast und Youtube-Videos, ist gemein, dass längere Geschichten erzählt werden können. Dabei finden Monologe genauso Anhänger wie Interviews, durchgeplante Vorträge sind ebenso vertreten wie eher spontane Gedankensammlungen.
Podcast: Einstiegsschwelle niedrig
Meiner Ansicht nach kann jeder, der ein Blog schreibt oder einen Youtube-Kanal hat, auch einen Podcast produzieren. Das Handwerkszeug ist dasselbe. Letztlich ist der eigene Geschmack, die eigene Vorliebe entscheidend dafür, ob man die Audio-Plattform auch noch bedienen möchte. Oder besser gesagt war das einmal so. Denn immer häufiger findet man Podcasts auch als Video auf Youtube. Und das ist der Punkt, wo selbst „Augen-Menschen” wie ich Gefallen finden an Podcasts.
Als Journalist faszinieren mich vor allem Interviews, und es müssen gar nicht mal die großen Namen sein, wie man sie in Magazinen oder auch in Interview-Zeitschrift findet. Während mir das Anhören längerer Podcasts eher schwer fällt, bin ich von einigen Youtube-Podcasts (zB von Matt D’Avella) sehr angetan.
Hier hilft mir, dass ich beide Gesprächspartner im Video sehen kann. Man erkennt leichter Emotionen und was ein der Sprecher ausdrücken möchte. Auch die eher reduzierte Körpersprache in Interviews sagt noch immer viel aus, und ich bin gefesselt von diesen Beiträgen.
Warum also das eine oder das andere wählen, wenn man mit gleichen Fähigkeiten, gleicher Ausrüstung und guten Ideen beides machen kann? Vielleicht entdeckt man so ja ganz neue Möglichkeiten für sich.
Die Ausrüstung
Egal ob man seine Podcasts nun filmt und auch bei Youtube einstellt oder ganz auf Audio-Plattformen setzt. Die Audio-Technik ist in weiten Teilen gleich und lässt sich mit wenig Aufwand und Geld realisieren.
Mikrofone
Die Kernfrage bei Video-Podcasts ist: Dürfen die Mikrofone im Bild sichtbar sein, oder nicht? Als versteckte Mikros eigenen sich Lavalier-Mikrofone. Die kann man mit Recordern auch einfach mit seinem Smartphone für eine Aufnahme verwenden. Es gibt etliche gute Anleitungen, wie man die Mini-Mikros dezent versteckt. Größere Mikro können außerhalb des Bildes an sogenannten Galgen (Stativ-Konstruktionen, die es auch recht preiswert gibt) montiert werden. Natürlich braucht man die Mikros nicht zu verstecken, erst recht nicht für den reinen Audio-Podcast. Im Trend liegen gute, teure Mikrofone an Mikroständern (die man gerne zeigt) mit Pop-Schutz. Und auch dass der / die Sprecher Kopfhörer tragen, prägt die Atmosphäre der Video-Podcasts. Bei reinen Audio-Podcasts ist das natürlich komplett egal.
Wenn zwei oder mehr Mikros im Einsatz sind und wenn man den Ton nicht direkt in ein Aufnahmegerät speist, sollte man nach einem Vorverstärker suchen. Hier lassen sich mehrere Eingänge kombinieren und evt. auch der Pegel für Kamera oder Recorder anheben.
Für wenig Geld bekommt man auch eine Komplett-Lösung mit Mikro, Aufnahme-Stativ, Pop-Schutz etc.
Aufnahmegeräte
Im Video-Podcasts sind die Aufnahmegeräte eigentlich die Kameras. Ein zweiter Blickwinkel ist bei jedem Video schön, deswegen sollte man mit mindestens zwei Kameras arbeiten. Wer alleine arbeitet, der kann auch sein Mikro direkt in ein günstiges Aufnahmegerät wie das Zoom H1 einstöpseln oder das Tascam DR-05 einstöpseln (das verwende ich; ist etwas solider, trotzdem preiswerter). Fast noch einfacher geht es, wenn man ein preisgünstiges USB-Mikro ohne Umwege direkt in einen Mac speist. Dort zeichnet man den Ton auf und kann ihn direkt über Garageband (kostenlos) weiterverarbeiten und schneiden.
Video-Podcasts
Wer als Youtuber zum Podcast kommt, der hat die Video-Ausrüstung dafür schon beisammen. Ideal sind zwei Kameras (zB von Canon die EOS M 10 ohne Mikrofoneingang oder die EOS M6 mit Mikrofoneingang) und zwei Lichtquellen. Lichtstarke Objektive, die ein schönes Bokeh erzeugen, lassen den oder die Sprecher besser zur Geltung kommen. Und falls der Raum akustisch so gar nicht taugt, kann man mit provisorischen Vorhängen oder Schaumstoff- oder Styropor-Platten etwas nachbessern.
Das Vorgehen
Hier haben es die Video-Anhänger wiederum leichter. In der Regel hat man nach einigen Videos ein Gespür dafür, wie man eine Geschichte entwickelt. Fesselnder Einstieg, ein lockerer, mehrfach aufgelockerter Hauptteil und ein Abschluss, der Lust macht auf mehr, sind ideal. Auch ein schriftliches Konzept hilft, während Ablesen vorbereiteter Texte mit und ohne Kamera immer heikel ist.
Wer jetzt bereits eine knackige Idee für seine ersten Podcast hat, der sollte nochmal innehalten. Podcasts und Videos leben vom Seriencharakter. Ich rate dazu, mindestens für drei Themen und Projekte Material und Ideen zu sammeln, und dann erst loszulegen. Sich eng an seinem Lieblingsthema entlang zu hangeln ist ebenfalls ratsam. Vom Blog bis zum Youtube-Kanal finden vor allem Angebote mit einem knackscharfen Profil Anhänger. Statt über alles zu sprechen, ist es für die meisten von uns besser, sich auf ein Thema zu konzentrieren, wo wir uns wirklich zuhause fühlen.
Das Publikum
Die üblichen Kanäle zum Bekanntmachen eigener Angebote wirken auch hier. Blog, Social Media und fleißige Kommunikation mit allen, die in Deinem Themenbereich unterwegs sind, helfen sehr. Und wenn man es schafft einen der etablierten Podcasts / Youtuber auf sich aufmerksam zu machen, ist das wie ein Hauptgewinn.
Mein Fazit
Die Anschaffungen und der Aufwand für Podcasts sind sehr überschaubar. Wer Erfahrungen mit Videos hat, wird sich schnell einfinden, auch in die Audio-Bearbeitung. Langes freies Reden ist nicht jedermanns Sache, da entdeckt man seine eigenen Schwächen oft erst beim Ausprobieren. Spannender als Monologe finde ich Interview-Podcasts, die die Planung und Organisation freilich auf Dauer erschweren. Wer schon immer Lust hatte auf so etwas: Jetzt ist sicher ein guter Zeitpunkt, damit zu beginnen.